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Wer sich am Samstagabend mit Hilfe des Fernsehens unterhalten wollte, konnte das - je nach Stimmungslage und Anspruchsstellung - bei "Alaaf, Helau, Tschingbumm!" (ARD), Gottschalks "Wetten, dass . . .?" (ZDF und ORF 1) oder bei Händels Oper "Rinaldo" (3sat) tun. Wer hingegen lieber ein paar Stunden in ernster Nachdenklichkeit verbringen wollte, tat gut daran, sich an ORF 2 zu halten. Dieser Abend war nämlich der österreichischen Literatur gewidmet, vornehmlich der dramatisch gesinnten Abteilung, wobei für den Ernst die behandelten Themen (vom Umgang mit Geld und jungen Mädchen bzw. mit schwarzen Asylsuchern) zuständig waren, während die Nachdenklichkeit der österreichischen Dramaturgie galt. Um sie ist es leider nicht sehr gut bestellt.
Die neue Verfilmung von Schnitzlers Erzählung "Fräulein Else" bescherte einem nicht nur die Erkenntnis, dass der Regisseur Pierre Boutron, ein routinierter Fernsehmann, fast das ganze Gefühlsleben mit einer Sentimentalitätsglasur überzog, sondern legte auch die Frage nahe: Gibt es denn keine zeitgenössischen Autoren, die gute Stücke schreiben? Eine Antwort darauf gab die anschließend gesendete Aufzeichnung einer Aufführung von Peter Turrinis Drama "Ich liebe dieses Land" in Klagenfurt. Die Antwort war so kurz wie unmissverständlich und rief die nachdenkliche Schlussfrage hervor: Warum ist der einst so begabte Bühnenschriftsteller Turrini zu einem korrekten Ansichtenvertreter verkommen?