Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Braucht Österreich einen eigenen "Internet-Minister"? Mit dieser Forderung ließ der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) aufhorchen. Ein solcher solle "Antworten auf die Digitalisierung der Wirtschaft" entwickeln. Ähnliche Überlegungen kursieren derzeit in Deutschland. Tatsächlich ist es kein Zufall, dass eine derartige Forderung von den Zeitungsverlagen kommt. Ist die Print-Branche doch sehr stark vom digitalen Wandel betroffen. Der - man muss es so sagen - grassierende Niedergang der US-Zeitungen vor allem des mittleren Marktsegments, die sang- und klanglos vom Netz geschluckt werden, spricht Bände. Dass es in Europa eine gelebte Tradition dieser Mediengattung gibt, die auch eine gänzlich andere Bedeutung für die Gesellschaft hat, als in den stets den elektronischen Medien viel mehr zugetanen USA, hat bisher Schlimmeres verhindert. Dies gibt einen Zeitvorsprung, der nötig ist, das Medium neu zu erfinden und auch in Wachstumsmärkte zu expandieren.
Durch die Digitalisierung befinden sich jedoch viele Teile der Wirtschaft in einem fundamentalen Änderungsprozess. "Wenn wir so wie bisher weiter machen, werden die großen Gewinner der Digitalisierung nicht in Europa ihren Sitz haben", warnt der VÖZ. Um Szenarien wie diese zu vermeiden, wird es allerdings mehr Maßnahmen als einen Netz-Minister geben müssen. Nötig wäre eher eine fast schonvergessene Tätigkeit: Nachdenken. Über Wege in die Zukunft und die Frage, was die Konsumenten morgen für Produkte und Dienstleistungen benötigen. Das kann uns keiner abnehmen.