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Grünes Licht für Kasino im Palais Schwarzenberg bringt Baden- und Wien-Standort der Casinos in Bedrängnis.
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Wien. Im Wettlauf um die Betuchten hat Casinos Austria eine schwere Niederlage bei der Kasinolizenzvergabe erlitten. Zur Erinnerung: Der Glücksspielkonzern Novomatic bekam den Zuschlag für einen neuen Standort in Bruck an der Leitha sowie für die bereits bestehende Automatenhalle im Wiener Prater. Die dritte Lizenz ging an das schweizerisch-deutsche Konsortium Stadtcasino Baden und Gauselmann Gruppe, die nun ein Kasino im Wiener Palais Schwarzenberg errichten wollen. Damit werden für die Casinos Austria - die erstmals bei einer Lizenzvergabe leer ausgingen - schwere Zeiten anbrechen.
Denn ihre beiden Standorte in der Wiener Kärntner Straße und in Baden haben nun mit dem Palais Schwarzenberg einen übermächtigen Konkurrenten bekommen. Der setzt genauso wie Casinos Austria auf wohlhabende Gäste. Branchenkenner sind überzeugt, dass die Casinos nur sehr schwer mit der Dimension des herrschaftlichen, barocken Palais Schwarzenberg, gepaart mit eigenem großen Parkplatz vor dem Eingang und einem großen anschließenden Park auf der Rückseite, mithalten werden können.
Der Schock bei den Casinos Austria sitzt jedenfalls tief. Vor allem auch, weil man sich seiner Sache so sicher war. "Hat es noch vor wenigen Tagen geheißen, dass wir bei den Konzessionsbewerbungen vorne liegen, scheint die Politik auf Zurufe entsprechende Korrekturen vorgenommen zu haben", vermutet Sprecher Martin Himmelbauer. "Wir werden selbstverständlich die Bescheide detailliert prüfen und analysieren und uns in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat alle rechtlichen Schritte und Vorgehensweisen offen halten." Mehr wolle man dazu einstweilen aber nicht sagen.
Politische Interventionenbei Beratungen?
Der Vorsitzende des Glücksspielbeirates, Wolfgang Nolz, weist den Vorwurf zurück, wonach sich der Beirat bei der Vergabe der drei Kasinolizenzen für Wien und Niederösterreich zunächst für die Casinos Austria ausgesprochen, seine Empfehlung aber nach politischen Interventionen im letzten Moment zugunsten des Novomatic-Konzerns und des schweizerisch-deutschen Bieterkonsortiums geändert habe.
"Es ist unrichtig, dass wir zurückgepfiffen wurden", sagt Nolz. "Es gab drei Pakete, zwei Wiener und ein niederösterreichisches. Einen Beschluss zu diesen drei Kasinolizenzen hat es am 24. Juni gegeben und nicht vorher", so Nolz. Auch für einzelne der drei Lizenzen sei vorher keine Empfehlung abgegeben worden.
Politische Interventionen hätten bei den Beratungen des Beirats keine Rolle gespielt, "sie gelangten überhaupt nicht in den Beirat, weil der als weisungsfreie Institution agiert", erklärt der langjährige und nunmehr pensionierte ehemalige Sektionschef im Finanzministerium. Der Beirat habe die drei Lizenzvergaben einstimmig vorgeschlagen und das Finanzministerium sei diesem Vorschlag gefolgt.
Die Frage, warum man Medienberichte, wonach der Glücksspielbeirat bereits vor Wochen die Casinos Austria als seine Favoriten auserkoren habe, nicht dementierte oder zumindest dementieren ließe, will Nolz aber nicht beantworten. Der Chef des Glücksspielbeirates möchte zu dem Thema keine weitere Stellungnahme abgeben. Die Rolle des Beirates bei der mehr als eineinhalbjährigen Entscheidungsfindung bleibt daher offen.
Die Gerüchteküche brodelt weiter. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Entscheidung am Ende eine politische war. Was genau in den wenigen Stunden an dem ominösen Dienstag in der vergangenen Woche - dem Tag der Entscheidungsfindung - im Finanzministerium passierte, kann aber niemand sagen.
Längere Zeit für Entscheidungsfindung
Nach der Schlappe verordnete sich Casinos Austria erstmals eine Nachdenkpause. "Wir wollen uns alles in Ruhe ansehen. Das wird noch länger dauern. Die Bescheide haben über 100 Seiten, das braucht Zeit, bis man sich das alles angesehen hat", heißt es.
Neben den beiden Standorten in Wien und Baden besitzen Casinos Austria noch weitere zehn Standorte in ganz Österreich. Insidern zufolge dürfte das Geschäft aber alles andere als gut laufen. Die Cashcows sind Bregenz, Linz und eben Wien.
Doch wie soll es nun weitergehen? Bis Ende Oktober wird der Restaurantbereich im Casino Kärntner Straße von Architekt Michael Manzenreiter für einen siebenstelligen Eurobetrag umgebaut. Dabei soll der Palais-Charakter des im 17. Jahrhundert erbauten Gebäudes hervorgehoben werden. Für eine "Phase zwei" könnte noch einmal Geld in einen weiteren Umbau gesteckt werden. Ob es dazu kommt und wie viel investiert werden soll, lässt man derzeit offen. Neben der eigenen Revitalisierung und Neupositionierung könnte Casinos Austria auch auf rechtliche Schritte gegen die Lizenzvergabe zurückgreifen.
Das gab es schon einmal. Nach der Kasinolizenzvergabe in sechs österreichischen Städten Ende 2012 brachte Novomatic eine Klage beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) ein. Alle sechs Lizenzen gingen damals an Casinos Austria. Novomatic hatte die Vergabe im Paket für rechtswidrig gehalten. Ein halbes Jahr später wurde die Klage allerdings überraschend zurückgezogen.
Kasino im Palais Scharzenberg soll im Sommer 2015 eröffnen
Vonseiten des schweizerisch-deutschen Konsortiums plant man eine Eröffnung des Kasinos im Palais Schwarzenberg im Sommer 2015. Laut Detlef Brose, Chef der Stadtcasino Baden AG, sei dies ein bisschen auch davon abhängig, wie schnell die beauftragten Baufirmen unter Beachtung des Denkmalschutzes arbeiten können. Das Palais soll für 50 Millionen Euro umgebaut werden. Für weitere 18 Millionen Euro werde die Wiener Firma Breiteneder eine Tiefgarage errichten.
Der barocke Prunkbau der Familie Schwarzenberg hätte schon vor Jahren saniert werden sollen. Der austro-saudische Investor Mohammend Al Jaber wollte das Palais in ein Hotel verwandeln, wie bei mehreren seiner Vorhaben in Österreich gelang es dem Scheich aber nicht, genug Geld aufzutreiben. Außerdem gab es Probleme mit dem Denkmalschutz, dem zum Beispiel ein geplanter Glasüberbau gar nicht gefiel.
Wiener Wirtschaftskammer über neue Kasinos erfreut
Bei der Wiener Wirtschaftskammer begrüßt man die Entscheidung für die beiden neuen Kasino-Standorte in Wien. "So gut wie jede europäische Stadt bietet für Touristen viele Sehenswürdigkeiten. Deshalb ist eine Bereicherung des Aktivitätenpotpourris nicht nur schön, sondern überlebensnotwendig für die Wiener Tourismuswirtschaft. Nur wer viel zu bieten hat, hat auch viele Touristen. Besonders unsere asiatischen Gäste verlangen das", sagt Josef Bitzinger, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft.