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Nachfrage schlägt Angebot

Von Simon Rosner

Politik

Nach wie vor gibt es viel zu wenige Deutschkurse.


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Wien. Es ist schon bemerkenswert, wenn jene, die Gutes tun, darum bitten, dies nicht der Öffentlichkeit mitzuteilen. So gut wie alle in der Betreuung von Flüchtlingen tätigen Hilfsorganisationen vermitteln kostenlose Deutschkurse für Asylwerber, die derzeit formell keinen Anspruch zu solchen Kursen haben. Es werden zwar Sprachkurse angeboten, aber eben viel zu wenige. Und die Wartelisten sind mittlerweile so lange, dass Bewerbungsmaßnahmen gar nicht nötig sind. Vielmehr werden die Hilfsorganisationen mit allzu vielen Anfragen belastet.

Das soll sich insofern bald ändern, da sich die Regierung darauf verständigt hat, künftig auch Flüchtlingen während des Asylverfahrens Zugang zu Kursen zu gewähren. Derzeit ist das noch wie Kraut und Rüben. Teilweise organisieren die Bundesländer Kurse, manche mehr, andere weniger, dazu NGOs und vereinzelt auch private Sprachinstitute wie das "Unterstützungskomitee zur Integration von MigrantInnen" in Wien. Dort werden 30 kostenlose Plätze angeboten, die zum Teil durch Crowdfunding finanziert werden. Auch dort war die Auskunft, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt.

In Gemeinden organisieren Freiwillige Kurse

Abseits der Ballungszentren in den österreichischen Gemeinden ist es grundsätzlich schwieriger, Kurse für Asylwerber anzubieten, vor allem solche, an deren Ende auch ein Sprachzertifikat erworben werden kann. Dafür ist dort die Bereitschaft von Freiwilligen größer, etwa von pensionierten Lehrern. Der Gemeindebund schätzt, dass in etwa der Hälfte der Gemeinden mit Asylwerbern auch entsprechende Kurse organisiert werden. Das Problem ist jedoch, dass ohne Zertifikat ein Flüchtling mitunter einen Kurs wiederholen muss, spätestens dann wenn er oder sie als anerkannter Flüchtling Zugang zum Arbeitsmarkt erhält und Zertifikate vorweisen muss. Was den Initiativen in den Gemeinden oft fehlt, sind Lernunterlagen. Sie müssen selbst finanziert werden.

Was mittlerweile recht gut funktioniert, ist das Angebot von Deutschkursen für Asylberechtigte. Die Nachfrage ist zwar auch bei der Gruppe von anerkannten Flüchtlingen sehr hoch und wird auch noch massiv steigen, aber das Angebot kommt hier mittlerweile mit. Das AMS wird in diesem Jahr für mindestens 22.400 Asylberechtigte Deutschkurse anbieten. Dafür stehen derzeit 23,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Mittel für Integrationsfonds werden aufgestockt

Auch über den Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) werden Sprachkurse für anerkannte Flüchtlinge organisiert. Dazu gibt es unter sprachportal.at Zugang zu Online-Lernmaterialien für Deutsch als Fremdsprache, in Deutschland wurden auch Apps entwickelt, um mit dem Handy lernen zu können.

Derzeit stehen dem ÖIF sechs Millionen Euro für Kurse zur Verfügung, das Budget des Integrationsfonds wird aber aufgestockt. Auf dem Asylgipfel vor wenigen Wochen wurde die Aufteilung jener 75 Millionen Euro für Integrationsmaßnahmen beschlossen, die das Finanzministerium im September zugesagt hat. Stand der Dinge ist aber nach wie vor die Absichtserklärung des Integrationsressort. Es müsste eine 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern geschlossen werden, offenbar verzögert sich diese. Eine Anfrage der "Wiener Zeitung" beim zuständigen Integrationsministerium blieb unbeantwortet.

In Wien forderten am Donnerstag die Volkshochschulen den Bund auf, sich finanziell zu beteiligen. "Es ist ein Thema, das uns seit dem letzten Sommer besonders betrifft, aber natürlich nicht nur uns", sagt der Geschäftsführer der VHS-Wien, Mario Rieder. Wien hat generell alle angebotenen kostenlosen Deutschkurse für Asylwerber geöffnet, um möglichst früh die Integration zu fördern.

Das grundsätzliche Problem beim derzeitigen System ist, dass erst anerkannte Flüchtlinge Anspruch auf entsprechende Sprachförderung haben. Dies fällt mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt zusammen. Zum einen machen ungenügende Deutschkenntnissen eine Jobvermittlung schwer, zum anderen könnten vorhandene, rudimentäre Deutschkenntnisse mitunter nicht weiter vertieft werden, wenn ein Flüchtling eine Stelle findet. Die Ausweitung des Angebots von Sprachkursen auf Asylwerber, also während eines Verfahrens, wenn keine Arbeitserlaubnis besteht, soll diese "Integrationslücke" schließen.

Ausreichend Lehrerstehen zur Verfügung

Anerkannte Flüchtlinge zu Deutschkursen zu verpflichten und andernfalls die Mindestsicherung zu kürzen, wie das die ÖVP in Niederösterreich fordert, geht nach Ansicht von Hilfsorganisationen am Problem vorbei. Es gebe nur sehr vereinzelt Flüchtlinge, die nicht an Kursen teilnehmen, doch nicht unbedingt, weil sie nicht wollen, sondern aus verschiedenen Gründen nicht können, etwa wegen Krankheiten.

Lehrerinnen und Lehrer beziehungsweise Trainer gibt es in Österreich übrigens genug. Dennoch sind die entsprechenden Ausbildungskurse stark nachgefragt. Die Wiener Volkshochschulen haben im Herbst den 1000. Absolventen der Ausbildung für Deutsch als Fremdsprache gefeiert.