Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Fußball hält sich nicht immer an die Gesetze der Logik, manchmal hat er seine eigenen. Und eines der obersten Prinzipien lautet nun einmal: Tor ist dann, wenn’s der Schiedsrichter pfeift. Eh. Wo kämen wir da hin, wenn es nach jeder strittigen Szene Beweisaufnahmeverfahren und etwaige Wiederholungsspiele geben würde? Nach diesem Grundsatz - Stichwort Tatsachenentscheidung - handeln die Fifa und die ihr unterstehenden Verbände. Doch manchmal fällt es schwer, sich dem zu beugen. Wie dieser Tage in Hoffenheim, als ein Kopfball Stefan Kießlings zuerst an der Stange vorbeiging, sich dann aber durch ein Loch im Netz ins Tor schwindelte. Schiedsrichter Felix Brych sah die Szene falsch, gab den Treffer zum 2:0 für Leverkusen (Endstand 2:1) - und seitdem hat Fußball-Deutschland eine Phantomtor-Diskussion. Zwar sind sich alle - Hoffenheim, Leverkusen und Brych, der seinen Fehler danach zugab - einig, dass das Tor niemals hätte zählen dürfen.
Doch dass das irgendetwas am Endstand ändert und das DFB-Sportgericht dem Antrag Hoffenheims auf eine Spielwiederholung stattgeben wird, ist unwahrscheinlich. Tatsachenentscheidung ist Tatsachenentscheidung und, sobald die nächste Spielszene eröffnet ist, nicht mehr zu korrigieren, da kennt die Fifa kein Pardon. Doch für die Zukunft wird sie sich etwas einfallen lassen müssen, um solche Fälle fair zu behandeln. Der ständige Verweis darauf, dass die Schiedsrichter zu schützen seien, ist dabei der größte Hohn. Denn indem man ihre Pfiffe als unumstößlich hinstellt, ihnen aber technische Hilfsmittel verwehrt - die optionale Torlinientechnologie ist nicht ausgereift genug, um Fehlentscheidungen zu verhindern -, macht man sie zum schwächsten Glied. Brych, der am Dienstag die Champions-League-Partie Milan gegen Barcelona pfeifen muss, leidet wohl am meisten unter den Phantomschmerzen.