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Nachschub für die Püppchen-Zucht

Von Judith Belfkih

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Das viel diskutierte Lagerdenken und die Spaltung der Gesellschaft beschränken sich längst nicht mehr auf politische Positionen. Der Graben verläuft durch viele alltägliche Bereiche. Mitunter sind die sich immer stärker gegeneinander abgrenzenden Lager auch rosa und hellblau.

Dass es auch bei Kindermode schon für Babys nach Geschlechtern getrennte Abteilungen gibt, daran haben wir uns notgedrungen gewöhnt. Einzig in der Neugeborenenecke gibt es ein paar "neutrale" Modelle für Eltern, die das Geschlecht des Ungeborenen nicht wissen wollen.

Doch gleich nach der Geburt geht es los mit dem Geschlechterbranding. Manchen Eltern - wohl vor allem Müttern - kann die Einschreibung von Klischees und das Herausputzen des Nachwuchses gar nicht früh und umfassend genug sein. In den USA sorgt gerade ein Produkt für Aufregung, das für die einen die langersehnte Lösung, für andere der endgültige Beweis für den drohenden Untergang der Menschheit ist: der "Girlie Glue". Unter dem Motto "never to early to girlie" lässt sich mit dem Kleber aus Agavensirup das meist noch kahle weibliche Babyhaupt mit Blümchen, Herzen oder Schleifchen dekorieren.

Die überfällige Gleichstellung von Mann und Frau wird nicht einfacher durch diese immer früher ansetzenden Schubladisierungen. Wie sollen Mädchen ein Gefühl von Gleichwertigkeit entwickeln, wenn von Beginn an vor allem der Unterschied inszeniert wird? Für den Wertekanon einer Gesellschaft ist es erschütternd, dass das biologische Geschlecht scheinbar die einzige, mit einiger Sicherheit Halt gebende Identifikationskategorie geworden ist.