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Nachsitzen auf der Straße

Von Bettina Figl

Politik
Sitzstreik angehender Lehrer vor dem Unterrichtsministerium. Insgesamt protestierten rund 100 Menschen gegen das neue Dienstrecht. Streik ist laut Gewerkschaft aber derzeit kein Thema.
© S. Jenis

Demo am ersten Schultag: Junglehrer protestieren gegen das Lehrerdienstrecht.


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Wien. "Wir können auch anders", "Auch unser Idealismus hat Grenzen" und "Gegen die Ausbeutung der Junglehrer": Mit diesen Parolen starteten rund 100 Junglehrer und Studenten am Montag ins neue Schuljahr. Die "Initiative für ein faires LehrerInnendienstrecht" protestierte vor dem Unterrichtsministerium in Wien gegen das neue Lehrerdienstrecht.

Durch die geplante Erhöhung von 22 auf 24 Stunden pro Woche könnten auf einen Lehrer wöchentlich bis zu 100 Schüler zusätzlich kommen, befürchten die Initiatoren. Dass in zehn Jahren Lehrer ohnedies eine 40-Stunden-Woche haben werden, hatte Wifo-Chef Karl Aiginger zuvor in der "Wiener Zeitung" gesagt. Darauf entgegnet Demo-Initiatorin Elisabeth Denscher: "Unsere Arbeitszeit liegt mit Vorbereitungs- und Organisationsarbeit bereits deutlich darüber."

Junglehrer können wählen

Die ehemalige AHS-Direktorin Christa Koenne fühlt sich durch die Forderungen der betont unabhängigen Initiative inhaltlich an jene der Gewerkschaft erinnert. "Junge Lehrer können fünf Jahre lang zwischen dem alten und dem neuen Dienstrecht wählen, und falls sich die Mehrheit für das alte Dienstrecht entscheidet, wird die Politik reagieren", sagt Koenne. Sie glaubt, den Demonstranten gehe es um die "Enttäuschung darüber, wie dieser Beruf in der Gesellschaft wahrgenommen wird". Bezüglich der Stundenerhöhung wiederholt sie ihre Forderung nach einem Jahreszeitmodell und spricht sich gegen die Abschaffung der freien Zeiteinteilung aus. Zwei Wochenstunden mehr sei jedenfalls "zu kleinkariert gedacht" und würde das Zeitproblem in der Schule nicht lösen. "Ich kann nachvollziehen, dass die jungen Leute ihren Unmut auf diese Weise äußern", sagte Paul Kimberger, Vorsitzender der ARGE Lehrer. Protest in Form von Streik stehe derzeit allerdings nicht zur Diskussion.

Vor drei Wochen hat die Regierung ohne Zustimmung der Gewerkschaft einen Gesetzesentwurf in Begutachtung geschickt, der ein einheitliches Dienstrecht für alle neu eintretenden Pädagogen ab 2019 vorsieht. Neben der Stundenerhöhung sind höhere Anfangsgehälter, verpflichtende Fortbildung und das Aus für Pragmatisierungen geplant. Koenne fordert mehr: Sie will einen "radikalen Schnitt" in der Bildungspolitik, wie es ihn in skandinavischen Ländern gab. Sie glaubt daran, dass große Veränderungen auch in Österreich möglich sind, - aber erst nach der Wahl.