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Ein Anzeichen dafür, dass der ORF sich in seiner öffentlich-rechtlichen Haut nicht wohl fühlt, ist jedesmal dann zu sehen, wenn ein Spielfilm zu Ende ist. Die Filmmusik wird brutal abgeschnitten, und der Zuschauer darf eineinhalb Sekunden lang in unleserlicher Schrift zusammengefasst sehen, wer in dem Film was gemacht hat. Jeden Abend werden so bis zu drei Minuten für die Werbung gewonnen: wie soll da der österreichische Filmnachwuchs lernen, was ein Gaffer oder ein Best Boy ist? Continuity gibt es da sowieso nicht mehr.
Das Nachspannabschneiden hat unter Filmmenschen ungefähr die Beliebtheit von In-der-Nase-Popeln oder In-den-Ohren-Bohren am Kaffeetisch einer feinen Dame. Sowas machen sonst nur die privaten Parvenüs: SAT.1 zum Beispiel. Allerdings bringt SAT.1 mittlerweile Filme zustande, die auch Kinogeher erfreuen. Als Beispiel sei Jo Bayers "Wambo" genannt. Jürgen Tarrach spielte atemberaubend das schreckliche Leben des bayrischen Schauspielers Walter Sedlmayer. Prädikat: Sehenswert.
Ansonst bleibt unsereiner den öffentlichen Sendern treu. Schließlich fummeln nicht alle am Abspann herum. 3sat verwöhnte uns am Samstagabend mit einer Aufzeichnung vom Theatertreffen in Berlin (Ibsens "Rosmersholm" in einer Peter-Zadek-Inszenierung des Wiener Akademietheaters), und am Sonntagabend ließ sich die ARD nicht lumpen: Die "Tatorte" aus der DDR zeigen ein echteres Stück Deutschland. Peter Sodann als Kommissar Ehrlicher macht in Gesellschaft von Michael Lade als Kain sichtbar, wie der Osten langsam bundesdeutsch wird. Hoffentlich nicht, was die "Tatort"-Qualität angeht.