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Vassilakou stoppt geplanten Turm am Heumarkt. Betreiber Wertinvest ist überrascht.
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Wien. Die Diskussion um das Hochhaus-Projekt auf dem Heumarkt im 3. Bezirk geht in die Verlängerung. Seit Jahren wird darüber gestritten, wie das in die Jahre gekommene Areal – auf dem sich das Hotel Intercontinental, der Eislaufverein (WEV) und das Konzerthaus befinden – neugestaltet werden soll. Der Hauptkritikpunkt richtet sich dabei gegen den geplanten 73 Meter hohen Turm, in dem Luxuswohnungen entstehen sollen.
Investor Michael Tojner, Vorstand der Wertinvest-Gruppe und Inhaber des Areals, stellte bereits klar, dass der Turm ein Teil des Gesamtprojekts sei. Einem Kompromiss würde er nicht zustimmen. Gebaut werden sollte der Turm von dem brasilianischen Architekten Isay Weinfeld, der als Sieger aus einem dafür veranstalteten Architektenwettbewerb hervorging.
Nun wurde das Vorhaben von Tojner durch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) gestoppt. Sie erklärte, dass es dafür keine Flächenwidmung geben wird.
Bedenken in Bezug auf Höhe der Gebäude und Durchwegung
Als Grundlage für ihre Entscheidung verweist sie auf die aktuellen Beurteilungen des Magistrats und des Fachbeirates für Architektur und Stadtgestaltung. "Darin werden starke Bedenken gegenüber dem Projekt ins Treffen geführt, was eine Weiterverfolgung der Flächenwidmung des vorliegenden Projekts nicht möglich macht", sagt die Vizebürgermeisterin. "Ich empfehle daher allen Seiten eine Nachdenkpause."
"Massive Bedenken" äußerte der Fachbeirat etwa in Bezug auf die Höhe der Gebäude, die Breite der Durchwegung sowie das Hereinragen der Eisfläche in den Straßenraum. Zusätzlich wurden im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung "deutlich negative Auswirkungen" auf das Stadtbild festgestellt. Konkretere Angaben wurden keine gemacht.
Das negative Urteil sei kein Urteil über die Arbeit des Projektbetreibers, fügt die Vizebürgermeisterin hinzu. Bei den Betreibern zeigt man sich über die Entscheidung von Vassilakou überrascht. Man sei nicht informiert worden, sagt Daniela Enzi, Geschäftsführerin von Wertinvest: "Wir haben es gerade erfahren. Was das konkret für die Projektentwicklung bedeutet, können wir derzeit nicht abschätzen. Wir wissen noch keine Details." Man erwarte jedoch Vorgaben von Vassilakou, "worüber und in welcher Richtung wir nachdenken sollen."
Vassilakou fordert Diskussion über Weltkulturerbe
Von der Entscheidung überrascht wurde auch der Eislaufverein. "Wir haben es aus den Medien erfahren", sagt der Sprecher Peter Menasse. Die Verhandlungen mit der Wertinvest seien sehr positiv verlaufen. Bereits zugesichert wurde die Beibehaltung der 6000 Quadratmeter großen Eislauffläche, eine neue deutlich größere unterirdische Eishalle und die Verlängerung des Pachtvertrags auf 99 Jahre.
Zuletzt ging es nur mehr um Details, wie etwa die Gebäude ausgestaltet werden oder wie das Areal beleuchtet werden soll. Nun gelte es herauszufinden, was mit einer Nachdenkpause gemeint sei und wie lange diese dauern wird, sagt Menasse.
Dass auch die Unesco zuletzt Bedenken geäußert hat, war laut Vassilakou kein unmittelbares Motiv für die Entscheidung. "Ich halte wenig davon, Diskussionen um das Weltkulturerbe anhand eines einzelnen Projektes zu führen", stellte sie klar. Eine Diskussion über das Weltkulturerbe müsse aber geführt werden. "Die architektonische Entwicklung in Wien kann nicht im 19. Jahrhundert stehen geblieben sein."