Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es ist schon erstaunlich, welche Karriere der Slogan #MeToo gemacht hat. Anfangs ein Kampfruf gegen sexuellen Machtmissbrauch, hat sich die Empörung denkbar verallgemeinert: Werden Frauen nicht auch dort oft ausgebeutet und kleingehalten, wo keine gierige Hand nach ihnen greift? Sind sie, mit John Lennon und Yoko Ono gesagt, nicht immer noch "the nigger of the world"?
Daran ist wohl etwas Wahres. Nichtsdestoweniger verblüfft es, welche Wege sich der Zorn im Internet bahnt. Dort geht es jetzt wieder einem alten Feministen-Feindbild an den Kragen: Heidi Klum. Die drillt auf ihrem Schönheits-Sklavenschiff "Germany’s Next Topmodel" (ProSieben) zum mittlerweile 13. Mal junge Mädchen auf Perfektion, verbunden mit einem Maß an Leid und Pein, das selbst dem Marquis de Sade gefallen hätte. "I’m not Heidi’s girl", singt dagegen nun eine Gruppe Mädchen auf YouTube und darf sich über eine halbe Million Clicks freuen; den gleichnamigen Slogan hat die Facebook-Gruppe Vulvarines in die Welt gesetzt.
Nun kann man sich natürlich fragen: Ist eine (nach Modelmaßstäben) uralte Sendung mit erschlaffenden Quoten diesen Zorn noch wert? Wäre er nicht an anderer Stelle besser eingesetzt?
Andererseits: Vielleicht ist das neue Heidi-Bashing auch zu etwas nütze. Denn wer hier aufbegehrt, müsste eigentlich auch gegen den "Bachelor" wettern, gegen "Deutschland sucht den Superstar" und wie die Shows mit den Gottesjuroren und den Zitter-Kandidaten sonst noch so heißen. Weil sie alle aufbauen auf: Grausamkeit.