Glawischnig: Eine Abgeordnete hat keinen Mutterschutz. | Hohes Haus nicht kindgerecht. | Wien.Was in zahlreichen Gerüchteküchen schon prodelte, bestätigte Grünen-Abgeordnete Eva Glawischnig am Sonntag: "Ja, es stimmt, ich bin schwanger." Glawischnig wird damit eine von wenigen sein, die als Nationalratsabgeordnete ein Baby bekommen haben. "Man merkt im Parlament schon, dass es vor hundert Jahren gebaut wurde", sagte Glawischnig im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Es gebe etwa keinen Raum zum Stillen, geschweige denn eine Kinderbetreuung. Den Bedarf an einer kindgerechten Infrastruktur habe sie bereits bei Nationalratspräsident Andreas Khol deponiert. Der geplante Umbau des Sitzungssaales werde aber erst 2009 fertig sein.
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Bis dahin will die Grünen-Abgeordnete "durcharbeiten". Ihre politische Forderung nach einem "Papa-Monat" wird sie ab Mai, dem geplanten Geburtsmonat, nun privat umsetzen. "Mein Mann wird zwei Monate voll eingesetzt, danach werden mich meine Schwiegereltern im Wahlkampf begleiten", erzählte sie.
"Mein Mandat hat meine Kinderfrau gerettet"
Als eine der ersten bekam die Grünen-Abgeordnete Terezija Stoisits 1997 ihren Sohn. Für sie war das "super", wenngleich sie für ihr Recht auch kämpfen musste. "Bei Zeiteinteilungen für Sitzungen wird keine Rücksicht darauf genommen, ob man eine Kind hat oder nicht." Als Mandatarin stehe man in keinem Dienstverhältnis und habe damit keinen Anspruch auf Mutterschutz oder Urlaub. Ihr Mandat habe ihre Kinderfrau gerettet, sagte sie.
Auf Kinderbetreuung angewiesen ist auch BZÖ-Abgeordnete Magda Bleckmann. Während der Stillzeit ihres einjährigen Sohnes hat sie ein kleines Zimmer bekommen. "Muttersein wird im Parlament jetzt mehr akzeptiert und ist nicht mehr so exotisch wie früher", meinte sie.
Dass die Doppelbelastung von Familie und Beruf als Politikerin leichter zu managen ist, sind sich Glawischnig und SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Grossmann einig. "Eine Politikerin hat ein Netzwerk und verdient mehr", so Grossmann, die ebenfalls Mutter ist. Glawischnig: "Ich habe Hochachtung für Mütter mit wenig Einkommen."