Reise- und Handelshemmnisse im Norden Zyperns. | Finanzhilfe von EU bleibt aus. | Plakatkampagne gegen Embargo. | Nikosia. Die türkischen Zyprioten wollen auch mitspielen. Doch das sieht der Weltfußballverband FIFA nicht vor. Denn die Türkische Republik Nordzypern ist nur von der Türkei anerkannt, und an allen internationalen Meisterschaften nehmen nur Spieler der - weltweit anerkannten - Republik Zypern teil. Nicht einmal in Freundschaftsspielen können die türkischen Zyprioten gegen den Rest der Welt antreten. Sie sind nicht zugelassen - und vollkommen isoliert.
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Was für den Fußball gilt, betrifft auch so gut wie alle anderen Lebensbereiche im Norden der Mittelmeerinsel. Seit 1974 ist Zypern geteilt, nachdem türkische Truppen einmarschiert sind - in Reaktion auf einen von der griechischen Militärjunta gestützten Putschversuch griechischer Zyprioten. Noch immer sind im Norden 25.000 bis 30.000 Soldaten stationiert. Schutzmacht nennen sie türkische Zyprioten, eine Besatzungsmacht sind sie für griechische Zyprioten.
Abhängig von Türkei
Mit dem Norden ging es seit der Teilung wirtschaftlich bergab. An die 350 Euro beträgt dort das Minimumgehalt, die Einkommen im Süden sind im Schnitt fünf Mal höher. Die Industrie liegt großteils brach, Import und Export sind in weitem Umfang nur über die Türkei möglich, von der Nordzypern finanziell vollkommen abhängt. Von seinen touristischen Attributen kann der Inselteil kaum profitieren. An die 250.000 Urlauber kommen jährlich hierher. Das ist nicht einmal ein Zehntel der Gäste im Süden.
Frei reisen und handeln können die Menschen nicht. Ein Direktflug nach Wien, Brüssel, Paris oder Rom ist nur vom Süden aus möglich. Vom Flughafen Ercan, 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nikosia gelegen, können nur Ankara und Istanbul angeflogen werden.
Vor zweieinhalb Jahren sind wenigstens ein paar Grenzübergänge zwischen dem Norden und Süden der Insel geöffnet worden. Und seit Zypern der Europäischen Union angehört - das Regelwerk der EU wird jedoch nur auf den Süden angewandt, der Norden bleibt isoliert - haben etliche der knapp 200.000 türkischen Zyprioten den EU-Pass beantragt. Dieses Recht haben jedoch die etwa 100.000 anatolischen Siedler nicht, die die Führung auf Nordzypern im Laufe der vergangenen Jahre ins Land geholt hat.
Die Probleme bleiben auch in der EU ungelöst. Sie reichen von der Nicht-Anerkennung eines Führerscheins auf der ganzen Insel bis hin zum Handelsembargo, das die Entwicklung des Nordens verhindert. Zwar hat die EU im Vorjahr finanzielle Hilfe in Höhe von 259 Millionen Euro bis zum Jahr 2006 und Handelserleichterungen beschlossen. Diese lösen jedoch im Süden Einwände aus. Das Geld ist bis heute nicht ausgezahlt worden, ein Teil bereits verfallen.
Nicht Katalanien
Hinzu kommt der Ausschluss der türkisch zypriotischen Fußballer. Ihr Protest lässt sich kaum mit dem - erfolglosen - Versuch des katalanischen Rollschuh-Verbandes vergleichen, neben dem spanischen Verband als Mitglied in die internationale Föderation aufgenommen zu werden. Denn auch wenn sich die Katalanen mehr Abgrenzung gegenüber der Zentralregierung in Madrid wünschen - auf ihr Handelsvolumen mit Restspanien in Milliardenhöhe wollen sie nicht verzichten. Und mit internationaler Isolation haben sie ebenso wenig zu kämpfen.
Um auf das Zypern-Problem aufmerksam zu machen, haben in London ansässige türkische Zyprioten eine Plakatkampagne lanciert. Ausführende brauchten sie auf Nordzypern nicht lange zu suchen. Die Anforderungen an die Fußballer waren klar: Ausziehen, hieß es. Die Kniestrümpfe und Schuhe durften die Sportler anbehalten. Dennoch bekamen die Fotografen und später das Publikum nicht den ganzen Rest der Männerkörper zu sehen. Die in einer Reihe aufgestellten Spieler halten nämlich auf Bauchhöhe ein Banner. Frei übersetzt lautet die Botschaft darauf: Embargos gehen uns auf den Sack!