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"Du gehst in die Schule!!! Aber dalli. Solange du unter meinem Dach wohnst, machst du das, was ich sag’. Wenn dir das nicht passt, kannst ja ausziehn. Kannst froh sein, dass du überhaupt . . ., andere . . .", brüllt eine genervte Mutter ihrer pubertierenden Tochter nach. Kommen Ihnen diese Sprüche bekannt vor? Sicher können Sie den einen oder anderen Satz noch ergänzen. Auch Österreichs Politiker arbeiten derzeit hart daran, dieses Repertoire an Sätzen um einen weiteren zu bereichern: "Du gehst in die Schule!!! Wir brauchen das Geld!!!", würde es heißen, wenn die kursierenden Pläne umgesetzt würden: Schulschwänzer sollen mit dem Entzug der Familienbeihilfe bestraft werden. Doch was können die Eltern dafür, wenn ihr Kind halt grad nicht will? Trotzdem muss es genährt, gekleidet und schließlich auch noch geliebt werden. Das ist ohnehin schon schwer genug, da braucht die Politik nicht ans Eingemachte zu gehen. Viel eher braucht es mündige Bürger, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, ganz ohne Geld-Keule im mühsamen Prozess des Erwachsenwerdens.
Das Kindergeld ist schon - zumindest für die Beantragung - an die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen geknüpft. Wer mit seinem Kleinkind nicht regelmäßig zum Arzt geht, bekommt kein Geld. Dabei würde jede vernünftige Mutter auch freiwillig hingehen. Statt Bestrafung braucht es positives Denken. Wutbürger-Prophet Stéphane Hessel sagte es schon: Nur durch Widerstand wird man groß. "Wehrt Euch! Empört Euch!" Wenn Ihre dreijährige Tochter also zu Ihnen sagt: "Ada nit Azt gehn" - dann haben Sie auch etwas richtig gemacht.