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Nadelöhr Heumarkt

Von Ina Weber

Politik

Eislaufverein-Areal: Wie sieht der Verkehr nach Fertigstellung aus?


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Wien. Der Bau des neuen Areals beim Wiener Eislaufverein stößt auf Skepsis bei Anrainern. Vor allem aus dem benachbarten Marokkanerviertel werden Befürchtungen geäußert, dass das geplante Hochhaus und die damit einhergehende Verkehrssituation zu einer massiven Verschlechterung der dortigen Lebensqualität führen könnte. Die Stadt Wien beruhigt indes, noch sei das neue Projekt nicht vom Gemeinderat beschlossen worden. Und der Eigentümer, die projektverantwortliche Firma Wertinvest, wird nicht müde, ihren Plan den Bürgern näher zu bringen. Für Verkehrsexperte Harald Frey ist das Projekt, welches seit ein paar Tagen einen Architekten hat, gar eine "Chance", um die dortige Verkehrssituation den Realitäten von heute anzupassen. "Wenn ich Stau reduzieren will, muss ich Fahrbahnen reduzieren", ist er überzeugt. Die Wogen gehen wie bei fast jedem Bauvorhaben in Wien hoch.

Kaum Parkplätze und zusätzliche Staus befürchtet

Kritisch beäugt wird das neue Projekt von vielen Seiten, diesmal kommt die Kritik von Anrainern aus dem angrenzenden Marokkanerviertel im 3. Bezirk. Sie befürchten vor allem eine zusätzliche Verkehrsbelastung vor allem durch den Mangel an Parkplätzen und zusätzliche Staus aufgrund einer möglichen Fahrbahnreduktion auf der Lothringer Straße. Es seien keine Parkplätze für die Anrainer des geplanten Wohnturms geplant, heißt es in einem Schreiben. Die Fahrbahn Lothringerstraße würde verlegt werden und aus den jetzigen drei Spuren könnten zwei werden. Auch sei die geplante Event-Nutzung das ganze Jahr über eine Lärmbelästigung für die Anrainer. Der neu zu bauende Betonblock Heumarkt sei doppelt so hoch als jetzt. Und bei den Durchgängen würden "vermutlich wie am Stadtpark Ampeln am Heumarkt dazukommen, dann steht sowieso alles nur mehr". Auch der Turm sei mit 72 Metern fast doppelt so hoch wie das alte Intercont mit 48 Metern. Für den Heumarkt sei keine weitere Verbesserung geplant, wird kritisiert.

Was die Verkehrssituation betrifft, gibt die Stadt Wien Entwarnung. Noch gebe es keine politische Entscheidung für dieses Projekt. "Dafür braucht es noch einen politischen Beschluss im Gemeinderat", heißt es aus dem Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Im Idealfall würde auch dann die Verkehrssituation berücksichtigt werden. Der Verkehr sei aber dezentralisierte Materie. Also Sache der Bezirke - und Vertreter des 3. Bezirks seien auch in der Jury für dieses Projekt gesessen. Und so wirklich zuständig ist die Stadt ja auch nicht. Das Grundstück befand sich nie in ihrem Eigentum. Es wurde vor vielen Jahren vom Stadterweiterungsfonds des Innenministeriums veräußert. Der Rechnungshof kritisierte damals die Summe und warf dem Ministerium vor, die Liegenschaft weit unter ihrem Wert verkauft zu haben. Das Grundstück des Eislaufvereins gelangte damit mit nachfolgenden Hürden aufgrund angeblicher dubioser Geschäfte in die Hände der Firma Wertinvest. Der Wiener Eislaufverein hat aber nach wie vor einen aufrechten Pachtvertrag über seine Nutzung bis 2058.

Fahrspuren werden verschoben

Eigentümer Wertinvest will mit seinem Siegerarchitekten Isay Weinfeld das Gebiet umgestalten. "Alle Fahrspuren bleiben erhalten", so die Pressesprecherin. Die drei Fahrspuren auf der Lothringerstraße sollen zu Lasten eines "sehr buckeligen Grünstreifens" Richtung Beethovenplatz verschoben werden. An dessen Stelle soll ein etwa 20 Meter breiter Boulevard errichtet werden, der vom Konzerthaus bis hinunter zur Johannesgasse führen soll. Eine Erweiterungsgarage bei der Parkgarage Heumarkt soll gebaut werden. Zwei neue Durchgänge - von der Lothringer Straße zum Heumarkt - sollen entstehen.

Was für manchen Anrainer zusätzliche Ampeln am Heumarkt aufgrund der Durchgänge und damit mehr Stau bedeutet, ist für Verkehrsexperte Harald Frey "eine Chance". Nur noch 27 Prozent der Bürger bewältigen ihre Alltagswege mit dem Auto", sagt er. Das habe vor einiger Zeit noch ganz anders ausgesehen. Man sollte auch bei diesem Projekt eine Fahrspur reduzieren, wie es etwa bei der Oberen Donaustraße der Fall gewesen sei. Dort habe man eine Spur durch einen Radweg ersetzt. Jetzt gebe es dort weniger Stau, meint Frey. Eine Fahrbahn sei eine Stauanlage. Beim Heumarkt komme es aufgrund der geplanten Durchgänge zu einer besseren Durchlässigkeit.

2016 wäre Baubeginn für das neue Areal. 2018 soll laut Wertinvest alles fertig sein. Doch noch ist die Sache nicht über die Bühne gegangen. Der Investor muss jetzt bei der Stadt eine Umwidmung beantragen. Das Verfahren werde voraussichtlich ein paar Monate dauern. Danach braucht es einen politischen Beschluss im Gemeinderat.

Erst dann könne man über die Auswirkungen auf den Verkehr sprechen, heißt es. Doch eines steht laut Stadt fest: "Selbstverständlich verändern sich aufgrund von Bauarbeiten permanent Straßenverläufe".