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Nader lässt nachzählen

Von Ritt Goldstein

Politik

Der unabhängige Kandidat bei den US-Präsidentenwahlen, Ralph Nader, ist der Meinung, dass die Republikaner den Sieg "schon vor dem Wahltag stehlen konnten". Wie es überhaupt immer noch Stimmen in den USA gibt, die behaupten, dass bei der Wahl am 2. November etwas schief gelaufen sei.


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Zahlreiche Berichte sprechen von folgenschweren Auszählungsfehlern, Unregelmäßigkeiten - vor allem in mehrheitlich demokratischen Bezirken - und fehlerhaften Wahlmaschinen.

Zu wenige Wahlmaschinen

Gegenüber der "Wiener Zeitung" behauptet Nader, offensichtlich sei dafür gesorgt worden, dass es in den Gebieten der Minderheiten zu wenig Wahlmaschinen gegeben habe: "Sie hätten sich stundenlang anstellen müssen, was dann viele eben nicht getan haben. Deshalb bin ich der Meinung, dass diese Wahl gestohlen wurde."

John Zogby, Präsident der internationalen Marktforschungsfirma Zogby, ist bestürzt über die Differenz zwischen den Ergebnissen der Exit-Polls (Befragungen unmittelbar nach der Stimmabgabe) und den verlautbarten Wahlresultaten. Steven F. Freeman, Professor an der University of Pennsylvania, hat eine Analyse veröffentlicht, die sich mit genau diesem Problem beschäftigt. Nach seinen Berechnungen hätte John Kerry wesentlich mehr Stimmen erhalten müssen, als er laut Wahlergebnis bekommen hat.

Sogar der republikanische Berater Dick Morris, der häufig in Fox News auftritt, wies die Behauptung zurück, eine Verschwörung der Meinungsforscher hätte mit falschen Exit-Poll-Ergebnissen versucht, einen Sieg Kerrys zu erschwindeln: "Exit-Polls sind nahezu nie falsch". In zehn der elf Schlüsselstaaten hatten die Exit-Polls signifikant weniger Stimmen für den amtierenden Präsidenten registriert als er dann schließlich bekommen hat. Die größte Differenz ergab sich in New Hampshire, dort lag das Bush-Ergebnis gleich 9,5 Prozent über den Resultaten der Exit-Polls.

Schon am 5. November hat Nader die händische Nachzählung von Ergebnissen in New Hampshire verlangt. Diese hat am Donnerstag begonnen und soll innerhalb einer Woche abgeschlossen sein. Es geht um insgesamt 45.000 Stimmen, die über jenen Typ von Wahlmaschinen abgegeben wurden, die schon bei der vorigen Wahl in Florida falsche Ergbnisse gebracht hatten.

Wähler-Hearing in Ohio

Der "Cleveland Plain Dealer" berichtete am 13. November von einem am Vortag im Bundesstaat Ohio stattgefundenen Wähler-Hearing: "Drei Stunden lang bezeugte ein Wähler nach dem anderen eidesstattlich demokratiegefährdende Unregelmäßigkeiten bei der Wahl". Für Experten steht fest, dass Kerry gesiegt hätte, hätte er in Ohio gewonnen.