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Nahaufnahme 1945

Von Anton Silhan

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Der mit Spannung erwartete erste Teil von Hugo Portischs Dokumentar-Vierteiler zu Republiks- und Staatsvertragsjubiläum stand gestern zur Hauptabendzeit auf dem Programm von ORF 2. Unter dem Titel "Vom Krieg zum Staat in 14 Tagen" warenbewegende 100 Minuten zu erleben, die selbst (TV-)Geschichte schreiben werden.

Was sich da zu Kriegsende vor 60 Jahren abspielte, haben ja nur wenige der heutigen Staastsbürger persönlich erlebt. Für jene, die all das nur aus Erzählungen kennen, war vielleicht manches Bild bekannt, die Mehrzahl der eingespielten Dokumentarszenen jedoch nicht. Portisch und sein Team haben für die Sendung akribisch in Moskauer Archiven gewühlt, die ja erst seit kurzem einsehbar sind, und hier Material, etwa vom Sturm der Roten Armee auf Wien aus den Apriltagen 1945, gefunden.

Es sind die Aufnahmen der Zerstörung, die aufwühlen, von Opfern der letzten Stunden, von Notgräbern in Parkanlagen oder von Leuten, die nur mehr via Fähre und auf provisorischen Leitern das andere Ufer des Wiener Donaukanals erreichen. Dann der kleine Trauerzug für den Sowjet-Kameramann, der im zerstörten Stephansdom filmte und dabei auf eine Tellermine stieg. Die Sendung geht westwärts, zeigt die Befreiung anderer Bundesländer, auch der KZ-Häftlinge in Mauthausen: unsägliche Bilder.

Bemerkenswert im Hintergrund: Cornelius Obonyas Sprecherstimme und die Musik-Leiste (Christian Kolonovits).