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Naher Osten, ferne Herzen

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Die gute Nachricht ist, dass die direkten Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern nach drei Jahren wieder ins Laufen kommen. Das war es aber schon. Die Ankündigung des israelischen Infrastrukturministers, 1200 neue Wohnungen im Westjordanland zu bauen, hat den palästinensischen Chef-Verhandler zu Recht erzürnt.

Auch in der israelischen Regierungskoalition wird die Ankündigung zu diesem Zeitpunkt als wenig hilfreich bezeichnet. Umgekehrt ist es in Israel schwer zu verkraften, dass 26 inhaftierte Palästinenser freigelassen werden - 20 von ihnen sitzen wegen Mordes. Dass sich die Familien der Opfer darüber aufregen, ist nur allzu verständlich.

Ob die EU aber gut daran getan hat, die Auszahlung bestimmter Förderungen für Israel stoppen zu wollen, wenn das Geld beispielsweise in den besetzten Gebieten eingesetzt wird, muss ebenfalls bezweifelt werden. Die EU sollte besser eher Israel-freundlich agieren - immerhin entspricht der demokratische Rechtsstaat dort den EU-Regeln - im Gegensatz zu den arabischen Ländern in der Region. Dass die Europäische Union hier Grenzen vorgibt, deren Verlauf noch gar nicht vereinbart ist, mutet schon seltsam an.

All dies jedenfalls sind schwere Hypotheken, mit denen die Verhandler am Mittwoch in die Gespräche gehen. Selbst wenn die israelische Besiedlung im Westjordanland infrage gestellt wird, muss trotzdem die Frage beantwortet werden, was mit den mittlerweile dort lebenden 500.000 Israelis geschehen soll. Die Gräben zwischen Israelis und Palästinensern sind so tief, dass die Forderung "Vertragt’s euch halt" lächerlich klingt - und ist.

Wenn die jetzigen Nahost-Gespräche Früchte tragen sollen, benötigt es seitens der EU der Förderung gemeinsamer Aktivitäten - und nicht der Verschärfung von Grenz-Streitigkeiten. Die Gespräche brauchen ein Herz - wie es der deswegen ermordete Jitzhak Rabin hatte. Die EU sollte - mit allem, was sie hat - diese engagierten Menschen auf beiden Seiten unterstützen, sie einander näherbringen und der Welt zeigen. Und nicht mehr. Mit dem implodierenden Syrien, der blutigen Patt-Situation in Ägypten und der unklaren Ausrichtung des Iran mit seinem neuen Präsidenten wäre das auch der beste Selbstschutz für Europa.