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Israels Ministerpräsident Ehud Barak gab seinen Generälen klare Anweisungen: "Wir müssen uns auf eine Situation vorbereiten, in der die ganze Region in einen kriegerischen Konflikt abgleitet", warnte der ehemalige Generalstabschef seine einstigen Kollegen. Der seit drei Monaten andauernde Kleinkrieg mit den Palästinensern bedrohe nun auch den Separatfrieden mit den arabischen Nachbarn Ägypten und Jordanien.
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Kurz zuvor hatte die Explosion einer Autobombe die Küstenstadt Netanya erschüttert. Es war bereits der vierte Anschlag palästinensischer Extremisten innerhalb von zwei Monaten. "Tötet die Araber", riefen aufgebrachte jüdische Passanten danach. Besonnene Bürger mussten ihre wütenden Landsleute davon abhalten, auf einen schwer verletzten Mann einzuschlagen, der als Bombenleger verdächtigt wurde. Zwei Wochen vor dem Ende der Amtszeit von US-Präsident Bill Clinton und fünf Wochen vor der Wahl eines neuen israelischen Ministerpräsidenten beherrschen Wut und Hoffnungslosigkeit die Gefühle der Menschen in Israel wie in den Palästinensergebieten. Die Regierung in Jerusalem bereitet die Bevölkerung auf einen "dauerhaften Konflikt" vor. Barak trat vor die Mikrofone der Radiosender, um seinen Pessimismus publik zu machen. "Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, innerhalb der nächsten zwei oder drei Wochen noch ein Abkommen zu erwarten." Noch während Barak sprach, brachten die israelischen Streitkräfte Verstärkung in die palästinensischen Gebiete.
Panzer rollten in den Gaza-Streifen und blockierten nach palästinensischen Angaben die Zufahrtsstraßen zu den Städten. "Der Gaza-Streifen ist praktisch in vier Teile geteilt", meinte ein palästinensischer Augenzeuge. "Wir kommen nicht mehr aus unseren Städten heraus", fügte er hinzu. Wo die Diplomaten schweigen, haben jetzt die Militärs das Sagen. "Die Armee hat freie Hand bei der Bekämpfung des Terrorismus", erläuterte ein Sprecher am Dienstag vor israelischen Journalisten.