Israelische Einheiten in Khan Younis | Israelische Truppen sind am Dienstagmorgen bis in die Stadt Khan Younis im südlichen Gaza-Streifen vorgedrungen. Von Hubschraubern unterstützte Panzer liefern sich heftige Gefechte mit Palästinensern. Am Montag sind mindestens 13 Zivilpersonen bei den Kämpfen am Boden und bei Luftangriffen getötet, darunter sieben Kinder, wie palästinensische Ärzte mitteilten. Nach Angaben arabischer Fernsehsender wurden mindestens drei israelische Soldaten getötet. 30 weitere israelische Soldaten seien bei den Gefechten verletzt worden, berichtete der katarische Nachrichtensender Al-Jazeera.
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Der in Dubai ansässige Sender al-Arabija gab an, bei den Gefechten im Gazastreifen seien vier israelische Soldaten getötet worden. Der bewaffnete Arm der radikalislamischen Hamas, die Ezzedin-el-Kassam-Brigaden, hatte zuvor erklärt, er habe zehn israelische Soldaten getötet und 30 weitere verwundet. Die israelische Armee wollte sich zu den Angaben zunächst nicht äußern.
Die Hamas drohte unterdessen mit Vergeltungsschlägen gegen die israelische Bevölkerung.
Die so genannte EU-Troika forderte am Montag in Jerusalem eine rasche Waffenruhe im Gazastreifen. Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg sagte nach einem Gespräch mit der israelischen Außenministerin Tzipi Livni, man habe eine "sehr offene und ehrliche Unterhaltung" geführt. Livni betonte, der Kampf gegen Hamas werde weitergehen. Israel habe unter ständigem Raketenterror aus dem Gazastreifen zu leiden, sagte die Außenministerin.
"Wenn Israel angegriffen wird, wird Israel zurückschlagen", betonte sie. "Wir haben nichts gegen die Palästinenser, im Gegenteil", betonte sie. "Unser Traum ist Ruhe in der Region." Die EU-Troika war im Rahmen ihrer Vermittlungsmission zuvor in Ägypten gewesen.
Granaten
Palästinenser berichteten am Morgen von Gefechten im östlichen Teil des Autonomiegebiets nahe der israelischen Grenze. Hamas-Kämpfer schossen Mörsergranaten auf die heranrückenden Panzer.
Die israelischen Soldaten besetzten nach palästinensischen Angaben drei sechsstöckige Häuser am Stadtrand von Gaza, um auf dem Dach Geschütze aufzubauen. Die Streitkräfte erklärten unterdessen, in Jabaliya sei eine Moschee bombardiert worden, in der Waffen gelagert worden seien. In Gaza sei ein unterirdischer Bunker zerstört worden, an der Grenze zu Ägypten seien zahlreiche Schmugglertunnel getroffen worden. Kämpfer der Hamas feuerten am Montag trotz der Offensive erneut mehr als zwei Dutzend Raketen auf Israel.
Seit Beginn der Bodenoffensive am 27. Dezember wurden nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen bereits 537 Menschen getötet und rund 2.000 weitere verletzt. Unter den Opfern waren mindestens 200 Zivilpersonen; nach Angaben der Hilfsorganisation terre des hommes waren darunter wenigstens 72 Kinder. Am Montag wurden vier kleine Geschwister bei einem Luftangriff auf ein Haus im Osten Gazas getötet, drei Kinder starben beim Beschuss eines Lagers am Küstenstreifen der Stadt.
Barak: Waffenruhe bei Stopp der Raketen
Der israelische Staatspräsident Shimon Peres verteidigte die Offensive als notwendigen Einsatz gegen die Hamas. Israel werde "nicht dem Gedanken zustimmen, dass die Hamas weiterhin (Raketen) abschießt und wir eine Waffenruhe erklären sollen", sagte Peres dem US-Sender ABC. Verteidigungsminister Ehud Barak sagte vor dem Parlament, die Offensive werde so lange andauern, bis Sicherheit und Frieden für die Bürger im südlichen Israel erreicht sei.
Unterdessen wurden die internationalen Rufe nach einem sofortigen Waffenstillstand immer lauter. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte die Mitglieder des Weltsicherheitsrats auf, sich rasch auf Maßnamen zur Beendigung des Konflikts zu verständigen.
Auch die Europäer bemühten sich um eine Schlichtung des Konflikts. Eine EU-Delegation mit dem Außenbeauftragten Javier Solana, Kommissarin Benita Ferrero-Waldner und den Außenministern Tschechiens, Frankreichs und Schwedens beriet sich mit dem ägyptischen Staatschef Hosni Mobarak. Die EU sei bereit, die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder zu überwachen, sobald es einen Waffenstillstand gebe, erklärte Solana in Sharm el-Sheikh.
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy brach ebenfalls zu einer Vermittlungsreise in den Nahen Osten auf. Bei Treffen mit Mubarak, dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in Ramallah und am Abend mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert in Jerusalem wollte Sarkozy auf ein Ende der Kämpfe dringen.
Weltweite Anschläge?
Die Hamas drohte mit Anschlägen auf israelische Zivilpersonen und Einrichtungen in der ganzen Welt. Die Tötung von Palästinensern im Gazastreifen rechtfertige das Töten von Israelis, sagte Hamas-Führer Mahmoud al-Zahar in einer am Montag im Hamas-Fernsehen ausgestrahlten Botschaft.
In Südisrael schlugen am Montag wieder zahlreiche Raketen ein. Es gab keine Berichte über Opfer.
Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad, Amos Yadlin, warnte vor einem Angriff der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah an der Grenze zu Israel. Die proiranische Hisbollah könne im Norden Israels eine "zweite Front" eröffnen. (APA/AP/dpa)
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