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Nahost-Konflikt in Wien? Weiterhin Wirbel um Imam

Von Stefan Beig

Politik

Muzicant über Prediger empört. | Wien. "Israel ist die eigentliche Bestie, Israel ist der Verbrecher." Diese Worte des Wiener Predigers Adnan Ibrahim sorgen seit Tagen für Gesprächsstoff, auch die "Jerusalem Post" berichtete über den Vorfall. Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, verlangte nun von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) die Suspendierung des Imams. Ibrahim bildet am Studienlehrgang für Islamische Religion Österreichs Islamlehrer aus.


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"Würde ein Rabbiner innerhalb der jüdischen Gemeindehäuser so sprechen, er wäre in dieser Sekunde seinen Job los", meinte Muzicant im "Ö1"-Morgenjournal. Im Freitagsgebet in der Schura-Moschee lobte der Imam laut der Tageszeitung "Standard" die Hamas und den Iran, "der sich seit der Revolution Khomeinis gegen Amerika und den Zionismus stellt".

Als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" bezeichnete IGGiÖ-Medienreferentin Carla Amina Baghajati die Forderung nach Suspendierung. Eine "deutliche Fehlübersetzung" sei das Wort "Bestie", befand IGGiÖ-Integrationsbeauftragter Omar Al-Rawi. Das arabische Wort hätte mit "wild und unmenschlich" übersetzt werden müssen. Die IGGiÖ könne auch nicht Ibrahim entlassen, da er nicht bei ihr beschäftigt sei.

"Ich war bei der Predigt nicht dabei", erklärte der ehemalige Leiter des Islamischen Studienlehrgangs Elsayed Elshahed, unter dem der Prediger jahrelang angestellt war. Ein Zuhörer habe Elshahed berichtet, dass Ibrahim ungewöhnlich emotional gewesen sei, sich aber in der gleichen Predigt drei Mal für den Ausbruch entschuldigt habe.

Eine Suspendierung hält Elshahed für kontraproduktiv. "Das hätte eine negative Wirkung. Scheich Adnan ist einfach so beliebt. Jeder kann das sehen." Der Trägerverein der Schura-Moschee verteidigte öffentlich Ibrahim, der sich "durchgehend für friedliches Zusammenleben, Frauenrechte, Kulturaustausch und Menschenrechte stark gemacht" habe. "Nicht sonderlich überraschend" sind die Aussagen hingegen für den Wiener Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger. Bei Imam Adnan Ibrahim handle es sich "um eine Person, die ideologisch den Machthabern in Gaza nicht fremd ist."