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Nahost und Nordafrika: Der Kampf gegen Armut stagniert

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Seit 1987 kein Rückgang bei der Armutsquote. | Washington. Bis Mitte der Achtziger Jahre haben die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas deutliche Fortschritte beim Kampf gegen die Armut erzielt. Lag die Zahl jener, die von weniger als 2 Dollar pro Tag leben müssen, etwa in Tunesien 1965 noch über 50 Prozent; in Ägypten 1975 gar noch über 80 Prozent, so konnte sie bis 1987 in der gesamten Region auf 25 Prozent gesenkt werden.


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Seither gibt es allerdings laut einem aktuellen Bericht der Weltbank keine Fortschritte. Die Armutsquote, bemessen an der 2-Dollar-Grenze, pendelt zwischen 20 und 25 Prozent (siehe Grafik). Die sonst bei der Weltbank übliche Definition der Armut als Einkommen von weniger als 1 Dollar pro Tag wendet das Institut im Fall Nordafrika und Nahost bewusst nicht an, weil in der Region vergleichsweise wenig absolute Armut vorhanden ist. Die 1-Dollar-Grenze wäre daher wenig aussagekräftig, meint die Bank (siehe auch Grafik).

11 Millionen Arme mehr

Da die Armutsquote bei 20 bis 25 Prozent stagniert, gleichzeitig die Bevölkerung im Nahen Osten und Nordafrika aber zunimmt, wächst die absolute Zahl der Armen. Laut Mustapha Nabli, Regionalexperte der Weltbank, ist sie seit 1987 um 11 Mio. Menschen gestiegen. "Der Grund dafür ist, dass die Bevölkerung wächst, die Wirtschaft aber leider nicht", so Nabli. Allerdings konstatiert die Weltbank auch Fortschritte: Der Analphabetismus geht zurück, die Menschen verbringen mehr Jahre in der Schule, die Kindersterblichkeit sinkt deutlich, und die Lebenserwartung steigt auf 68 Jahre. Leider könnten diese Verbesserungen des Humankapitals nicht in höhere Produktivität umgesetzt werden, so die Weltbank eine Voraussetzung für höhere Einkommen. Die Gründe dafür liegen laut Weltbank in zu starken Beschränkungen für grenzüberschreitenden Handel und Investitionen.