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Nahrung für Körper und Geist

Von István Orbán

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Die Religionssendung "kreuz&quer" in ORF 2 hat - Gott sei Dank!, oder dank ihres Naheverhältnisses zu ihm? - bisher alle Programm-Restrukturierungen und -Redesigns (oder wie die diversen Einebnungs-Euphemismen auch heißen mögen) überlebt. Ich habe die Sendung schon allein deshalb gern, weil sie, auch jenseits direkter Religionsbezüge, immer wieder Gedankenfutter gibt.

Am Dienstag war es sogar fast wörtlich so: Unter dem griffigen Titel "Gott essen. Vom Opferkult zum Abendmahl" beschäftigte sich die Sendung nämlich mit den Berührungs-punkten von Essen und Religion. Da wurde ein weiter Bogen gespannt vom Speiseopfer früher Kulturen bis zum Fastfood (der, wie ich meine, heutigen Unkultur). Im Zentrum der Betrachtungen stand, dass Essen - von der Beschaffung über die Zubereitung bis zum Verzehr - traditionell auch eine Gemeinschaft bildende, sie festigende und rituelle Dimension hat. Über das sehr symbolische christliche Abendmahl hinaus pflegen wir heute noch solche rituelle Mähler, vom Geburts-/Taufessen bis zum Leichenschmaus. Ansonsten immer seltener, denn (z. B. familiäre) Tischgemeinschaften - auch eine Form rituellen Beisammenseins - lösen sich mehr und mehr auf, das anonymisierende und uniformierende Fastfood greift um sich. Deshalb wurden wir daran erinnert, Essen wieder in seiner moralischen Dimension wahrzunehmen. Denn leibliche wie auch geistige Nahrung seien gleichermaßen wichtig für das Überleben.

Und solche Nahrung ist für mich "kreuz&quer" immer wieder. Ich hoffe, sie steht noch lange auf dem Speiseplan des ORF.