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Narrisch guat in weiter Ferne

Von Sabine Ertl

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Der ORF hat sich, der Tradition verpflichtet, um einen besonders lustigen Fasching bemüht. TV-Faschingslaune war bei "Narrisch guat" am Wochenende erwünscht und sollte sich am heutigen Faschingsdienstag beim Höhepunkt lachmuskulöser Genüsse, dem Villacher Fasching, fortsetzen. Nicht umsonst trägt ORF 2 auch nachmittags die bewährte Narrenkappe: In "Frisch gekocht . . ." wird ein "B'soffenes Schnitzel mit Traubenreis" zubereitet, während Barbara Karlich gleich den Fasching zu dem Ihrigen erklärt, den Karlicher Fasching. Kann es jedoch sein, dass so mancher Zuseher trotz all dieser Kunstgriffe echte Partystimmung vermisst und Trost im Radio sucht, bevor die Welt morgen eine nüchternere sein wird?

Exotisches vermittelte jedenfalls Ö1. So gehört in den "Spielräumen spezial" am Wochenende, wo Nikolaus Schauerhuber Amerika kulturtechnisch nach Rhythmen und Traditionen abklapperte. Das geschulte Ohr durfte eine Stunde lang feinsten Klängen - Jazz, Mambo, Reggae, Samba und Cubanismo wie Mardi Gras Mambo - aus New Orleans, Trinidad, Kuba und Brasilien lauschen. Besonders anregend war der lebensfrohe Sound vom "Mardi Gras" aus New Orleans. Dort schimpft man den Faschingsdienstag einen "fetten Dienstag", an dem die ganze Stadt auf den Beinen ist: Trinkend, tanzend, Hintern schwingend, Klavier spielend. Dabei wird die fünfte Jahreszeit in all diesen Ländern gleich gefeiert, wild und laut, mit Trillerpfeifen und Trompeten. Anders bei uns, wo in den Fernsehgeräten die beliebten Faschingssitzungen abgespult werden und sich ein Millionenpublikum hoffentlich vor Jux und Tollerei nur auf die Schenkel klopft.