Technologiebörse blitzt in London erneut ab. | Handelsplattform von Investmentbanken ab November. | Washington. Auch die Nasdaq beißt sich an der Londoner Börse (LSE) die Zähne aus. Die LSE-Aktionäre haben keinen Appetit auf das Übernahmeangebot der New Yorker Technologiebörse. Gerade 0,41 Prozent der Aktien wurden der Nasdaq angeboten.
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Zuvor hatte die Nasdaq knapp 29 Prozent besessen. Für eine Übernahme wären jedoch 50 Prozent nötig gewesen. Die Nasdaq hatte pro Aktie 1243 Pence geboten. Der Schlusskurs am vergangenen Freitag betrug dagegen 1282 Pence. Insgesamt wollte die Nasdaq 5,3 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen. "Wir sind enttäuscht über diesen Ausgang", erklärte Nasdaq-Chef Bob Greifeld nach dem Scheitern.
Die Nasdaq war bereits zuvor mit einem ersten Gebot gescheitert. Nach britischem Recht muss sie nun ein Jahr warten, bevor sie ein erneutes Angebot vorlegt. Vor der Nasdaq hatte unter anderem bereits die Deutsche Börse, die Vierländerbörse Euronext und die australische Bank Macquarie vergeblich versucht, die Londoner Börse zu übernehmen.
Stirnrunzeln in
Finanzkreisen
Doch Greifeld hat einen "Plan B" in der Tasche. In Zeitungsinterviews hatte er bekannt gegeben, dass sich Nasdaq dem "Projekt Turquoise" anschließen könnte. Unter diesem Namen wollen sieben führende Investmentbanken wie die Deutsche Bank, Credit Suisse, UBS und Goldman Sachs ab November 2007 eine eigene Handelsplattform aufbauen.
Möglich wird dies aufgrund einer neuen EU-Richtlinie, die das bisherige Handelsmonopol der Börsen aufhebt. Das Bankenkonsortium könne die Technologie der Nasdaq nutzen, sagte Greifeld, um der Londoner Börse Konkurrenz zu machen.
Diese Pläne werden in Finanzkreisen mit Stirnrunzeln aufgenommen. Greifeld mache Druck auf die Londoner Börse, um doch noch ans Ziel zu gelangen, hieß es im "Wall Street Journal". Indem er die Konkurrenz unterstütze, unterminiere er die Arbeit der LSE - offen bleibt, wieso er dies in aller Öffentlichkeit ausplauderte.
Das Finanzblatt zog den Vergleich zu einem Brandstifter, der sein Haus in Flammen setzt und gleichzeitig versucht, eine Brandversicherung abzuschließen.
Auch Schweizer Börse ist interessiert
An einer Zusammenarbeit mit dem Bankenkonsortium wäre auch die in London domizilierte Plattform virt-x interessiert, die sich im Besitz der Schweizer Börse SWX befindet. "Wir sind im Gespräch mit den Investmentbanken", sagt SWX-Mediensprecher Werner Vogt. Die Schweizer Börse sei sich natürlich bewusst, dass die Konkurrenz groß sei, nicht nur von Handelsplattformen, sondern auch von Technologiefirmen.
"Wir können aber nicht auf jede Ankündigung in den Medien reagieren", erklärt Vogt. Die Schweizer Börse wiederum ist in der Derivatebörse Eurex Partner der Deutschen Börse.
Reto Francioni, einst Chef der SWX und heute an der Spitze der Deutschen Börse, hatte erst vor kurzem erklärt, dass er die Zusammenarbeit mit der SWX weiter ausbauen möchte.
Die Investmentbanken halten sich bedeckt, ob sie einen Partner unter den bestehenden Börsen suchen und welchen sie vorziehen würden. Ein Mediensprecher des "Projekt Turquoise" sagt, dass die Banken noch keine Entscheidung über Kooperationen gefällt haben.
Das Konsortium habe sich entschieden, diesbezüglich keinen Kommentar abzugeben. "Wir möchten Ende Jahr starten und halten uns an den Zeitplan."