OeNB schärft Blick auf heimische Banken - wegen der Immobilienpreise und der sich eintrübenden Konjunktur.
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Für die Banken in Österreich ist es zuletzt relativ gut gelaufen. Im ersten Halbjahr verdienten die Institute gemeinsam 3,5 Milliarden Euro - vor allem dank eines kräftigen Kreditwachstums im Immobilienbereich. Trotz Drucks auf die Zinsmarge fiel der Gewinn damit nur etwas geringer aus als in der Vorjahresperiode, als besonders profitabel erwiesen sich Tochterbanken in Osteuropa. Angeschoben von der durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beflügelten Kreditnachfrage überstieg die Bilanzsumme des heimischen Bankensektors heuer wieder die Grenze von einer Billion Euro. Dass dieses Wachstum auch Hand in Hand mit einer höheren Kapitalisierung der Geldinstitute ging, wertet die Nationalbank (OeNB) als positiv.
Im jüngsten Stresstest der Notenbanker habe Österreichs Bankensektor jedenfalls seine Risikotragfähigkeit bewiesen, wie es am Montag vonseiten des OeNB-Direktoriums bei der Präsentation des neuen Finanzmarktstabilitätsberichts hieß. Unterm Strich wird den Geldhäusern darin zwar ein gutes Zeugnis ausgestellt. Mit Blick auf die sich eintrübende Konjunktur und den schon seit Jahren bestehenden Boom in der Immobilienbranche rät die OeNB den Banken aber, präventiv "sicherzustellen, dass sie genug Handlungsspielraum für einen potenziellen Abschwung haben". Vor allem diese beiden Punkte würden von der Nationalbank auch "erhöhte aufsichtliche Wachsamkeit" verlangen, wie der seit September neu amtierende Chef der OeNB, Robert Holzmann, betonte.
"Derzeit keine Immobilienblase"
Erhebungen der Nationalbank zufolge haben sich die Preise für Wohnimmobilien in Wien seit 2008 mehr als verdoppelt, außerhalb der Bundeshauptstadt sind sie um rund 80 Prozent hinaufgeklettert. "Die Immobilienpreise sehen wir uns sehr, sehr genau an", sagte Holzmann. Von einer Überhitzung des heimischen Immobilienmarktes will man in der OeNB dennoch nicht sprechen: "Wir sehen derzeit keine Immobilienpreisblase", erklärte Nationalbank-Vize Gottfried Haber.
Nichtsdestotrotz empfiehlt die Notenbank den Instituten, gerade bei Immobilienkrediten die Vergabestandards in Österreich und Osteuropa nicht "aufzuweichen", sondern unbedingt einzuhalten. Woran die Banken ebenfalls noch arbeiten sollten, um einen möglichen Abschwung besser abfedern zu können, wäre, durch Effizienzsteigerungen für "nachhaltige Profitabilität" zu sorgen. "Die hohe Dichte an Bankstellen ist in Österreich noch immer ein nicht unerheblicher Kostenfaktor", gab Haber in diesem Zusammenhang zu bedenken. Außerdem rät die OeNB den Banken, Dividendenzahlungen an die Aktionäre nicht zu üppig ausfallen zu lassen. Vielmehr müsse eine "entsprechende Balance zwischen Dividendenausschüttung und interner Kapitalgenerierung" geschaffen werden, um potenzielle Risiken aus dem starken Kreditwachstum - vor allem in Osteuropa - tragen zu können. Daneben sollte aus Sicht der Notenbanker auch die Entwicklung und Umsetzung von Strategien etwa im Bereich neuer Geschäftsmodelle und Cyber-Sicherheit auf der Agenda der Banken sein.
EZB-Politik bald auf Prüfstand
Angesprochen auf die Geldpolitik der EZB, sagte Ratsmitglied Holzmann, dass diese ab dem neuen Jahr einer Überprüfung unterzogen werden soll. Offen sei dabei, ob nur die Preisstabilität oder auch Niedrigzins, Anleihenkäufe und die Entscheidungsfindung unter die Lupe genommen werden. Bei der nächsten EZB-Ratssitzung am Donnerstag werde der Umfang der Diskussion "wahrscheinlich" konkretisiert. "Im Prinzip steht alles auf dem Prüfstand", sagte Holzmann, der sich in der Vergangenheit wiederholt sehr kritisch zum geldpolitisch ultralockeren Kurs der Europäischen Zentralbank geäußert hatte.
Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die ihr Amt Anfang November angetreten hat, ist unterdessen bemüht, die Wogen im obersten Notenbanker-Gremium in Frankfurt zu glätten. Zuvor hat vor allem ein weiteres Programm für milliardenschwere Anleihenkäufe nicht nur bei Holzmann, sondern auch bei anderen EZB-Räten für Unmut gesorgt.