Die Schülerin Isa Sherif im "Wiener Zeitung"-Interview. | Zuerst Karriere, dann Familie. | Frauen sind jetzt noch benachteiligt. | "Wiener Zeitung": Du feierst am heutigen Internationalen Frauentag Deinen 17. Geburtstag. Wie ist das so mit der Emanzipation der Frauen in Deinem Alltag, in der Schule?
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Isa Sherif: In meiner Klasse sind die Mädchen eindeutig in der Überzahl: Von insgesamt 28 Schülern sind nur sechs Burschen. Das liegt wohl daran, dass ich in eine HTL und hier wiederum in eine Künstlerklasse gehe. Im wirtschaftlich-technischen Zweig sind die Burschen in der Überzahl. Den Unterschied spürt man im Verhalten ganz deutlich: Bei uns haben die Jungs mehr mit Mädchen zu tun und entsprechend anders verhalten sie sich auch: Sie können sich wesentlich besser mit Mädchen unterhalten.
Ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern für Euch überhaupt ein Thema in der Schule?
In der Schule eigentlich nicht. Natürlich haben Lehrer immer ihre Lieblingsschüler, aber das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Beim Weggehen hört man natürlich als Mädchen die üblichen blöden Sprüche von den Burschen so in der Art von Ihr habts ja eh nichts zu sagen . . . Aber das sind nur Sprüche, in Wirklichkeit wissen die natürlich, dass das nicht stimmt.
Siehst Du hier Unterschiede zwischen in- und ausländischen Jugendlichen?
Ja, sicher. Viele ausländische Burschen glauben, dass sie so unglaublich toll sind und dass sie jedes Mädchen haben können. Hier fehlt oft ein bisschen der Respekt. Ausländische Mädchen haben es sicher viel schwerer als inländische.
In drei Jahren stehst Du, wenn alles klappt, vor der Matura. Fürchtest Du Dich, dass Du berufliche Nachteile haben könntest, nur weil Du eine Frau bist?
Ich glaube schon, dass jetzt noch Frauen Männern gegenüber benachteiligt sind. Wenn ich aber einmal Karriere mache, hoffe ich, dass das bereits der Vergangenheit angehört.
Hast Du Frauen als Vorbilder?
Eigentlich nicht.
Kennst Du eine Frau, die als Politikerin erfolgreich ist?
Angela Merkel in Deutschland.
Und in Österreich?
Da kenne ich nur diese Braunhaarige von den Grünen . . .
Eva Glawischnig?
Ja, genau.
Willst Du später einmal Karriere machen oder lieber eine Familie gründen?
Im Moment, das kann sich allerdings auch wieder ändern, eigentlich beides. Hoffentlich habe ich dann auch den Mann, der mich dabei unterstützt. Zuerst möchte ich mich aber auf meinen Beruf konzentrieren. Wenn man das einmal im Griff hat, kann man mit der Familienplanung beginnen.
Was ist denn Dein Traumberuf?
Mode-Designerin.
Gibt es für Dich klassische Frauen- und Männerberufe?
Eigentlich nicht, aber Mode, Zeichnen, Malen - das ist sicher irgendwie weiblich. Nicht, dass die Burschen weniger talentiert wären, das sind sie nicht, aber sie interessieren sich für diese Dinge nicht so sehr.
Frau zu sein hat ja auch Vorteile, sie müssen beispielsweise nicht zum Bundesheer gehen.
Natürlich bin ich froh, dass ich nicht zum Bundesheer gehen muss, dafür muss ich wiederum eine Pause einlegen, wenn ich ein Kind bekomme. Übrigens sind die meisten Burschen, die ich kenne, ohnehin zu faul, um zum Bundesheer zu gehen. Die melden sich lieber zum Zivildienst.
Wie wird das mit der Hausarbeit sein, wenn Du später einmal mit einem Partner zusammenlebst?
(lachend) Ich werd sie natürlich aufteilen - er soll all das machen, was ich nicht will. Aber im Ernst: Wenn mein Partner glaubt, ich mach alles und er gar nichts, dann bin ich weg.
Und wie schaut es mit Halbe-Halbe bei der Kindererziehung aus?
Ich glaube, dass der Kontakt von Vätern zu ihren Kindern unglaublich wichtig ist. In den ersten Monaten steht vielleicht der Kontakt zwischen Baby und Mutter im Vordergrund, aber später sollten die Männer unbedingt auch bei ihren Kindern sein.