Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Hans Jürgen kam 1926 in Hamburg zur Welt. Sieben Jahre später kamen in Deutschland die Nazis an die Macht. Und die Gemeinheit wurde immer unverschämter. Wenn er das Haus verließ, musste er immer wieder den ihm nachgerufenen Spottreim hören: "Neger, Neger, Schornsteinfeger!" Hans Jürgen war nämlich dunkelhäutig und hatte krauses Haar.
Das hatte ihm sein Vater vererbt, der liberianische Generalkonsul. Von dem stammt auch Hans Jürgens Familienname: Massaquoi.
Vom Vater noch vor 1933 im Stich gelassen, muss Hans Jürgens Mutter, eine deutsche Krankenschwester, sich allein mit ihrem "Mischlingskind" durchs volksdeutsche Leben schlagen. Der Knabe aber will kein Außenseiter sein, will auch, wie die anderen Schulkameraden, ein Hitlerjunge werden, will in einen Boxklub eintreten, die Oberschule besuchen - nicht für dich, wird ihm unmissverständlich klargemacht, das ist nur was für Arier!
Angeregt durch Massaquois autobiografischen Bericht über seine Kindheit in Deutschland, hat Cornelia Krebs am vergangenen Wochenende ein Ö1-"Hörbild" gestaltet, in dem der heute 77-jährige, in New Orleans lebende Autor auch persönlich, also im so genannten O-Ton, zu Wort kam. Er sei, sagte er, nun nicht mehr so optimistisch wie früher. Er fürchte das Heraufkommen eines neuen Rassismus, der dem "Vorurteil der Massen" eine politische Legitimation gibt. Seine Furcht ist leider nicht unbegründet.