Einstellungen sagen nur wenig über konkrete Handlungen aus. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie zur Solidarität in Österreich, die vergangene Woche in Alpbach präsentiert wurde. Demnach stieg zwar das verbale Bekenntnis der Österreicher zur Solidarität, die konkrete Handlungsbereitschaft ist jedoch - im Einklang mit dem europäischen Trend - im Sinken.
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Wir Österreicher sind solidarisch - zumindest wenn man unseren Worten glaubt. Auch zur politischen Mobilisierung eignet sich das Schlagwort "Solidarität", man denke nur an den Erfolg des Sozialstaats-Volksbegehrens.
Tatsächlich ist die Einstellung zur Solidarität in Österreich stark ausgeprägt. Dabei denken wir umso solidarischer, je näher uns die jeweiligen Personen stehen und nimmt ab, je anonymer bzw. fremder die Adressaten dieser Einstellung sind. Im Zeitvergleich ist unsere solidarische Einstellung gegenüber der Gesellschaft (74 Prozent) und Fremden bzw. Ausländern (45 Prozent) angestiegen, jene gegenüber der Familie blieb fast konstant auf hohem Niveau (95 Prozent). Dies ist das Ergebnis einer Studie des Theologen Paul Zulehner im Auftrag des Instituts "Austria perspektiv".
Fragt man jedoch statt nach der verbalen Einstellung nach der konkreten Handlungsbereitschaft, so zeigt sich ein anderes Bild: Diese ist - allerdings von einem hohen Niveau - auf allen Ebenen zurückgegangen. Am wenigsten innerhalb der Familie, gering auch nur innerhalb der Gesellschaft, stark jedoch gegenüber Fremden und Ausländern. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Österreich verfügt über ein hohes potenzielles Sozialkapital, das jedoch kaum wirksam wird.