Wer eine Senkung angeblich ungerecht hoher Managergagen erzwingt, macht die Reichen noch reicher. Das soll gerecht sein?
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Ob Dietrich Mateschitz, milliardenschwerer Eigentümer des Weltkonzerns Red Bull, seinem Geschäftsführer ein Gehalt von 100.000 oder 10 Millionen Euro bezahlt, geht außer den beiden niemanden etwas an; schon gar nicht den Staat. Welchen Preis zwei geschäftsfähige Personen für die Erbringung von Leistung vereinbaren, darf in liberalen Marktwirtschaften ausschließlich deren Angelegenheit sein.
Natürlich kann das zu einem Ergebnis führen, das die Mehrheit der Bevölkerung als nicht gerecht empfindet. Aber ist es gerecht, dass intelligente Menschen deutlich mehr verdienen als geistig minderbegabte, dass ein zum Fußballspiel Hochbegabter Multimillionär werden kann, eine ebenso talentierte Kindergärtnerin dagegen eher nicht?
All das ist höchst ungerecht - und trotzdem ist es eine Horrorvorstellung, in einem Gemeinwesen leben zu müssen, das solche Ungerechtigkeiten beseitigt. Das ginge nämlich nur in einer Diktatur im Namen der Gerechtigkeit. Es wäre daher keine gute Idee, die als unangemessen hoch empfundenen Bezüge mancher Manager einfach per Gesetz zu beschneiden, wie das derzeit in halb Europa diskutiert wird.
Durchaus diskutabel ist hingegen die Stoßrichtung jener Volksinitiative in der Schweiz, die den Aktionären, also den Eigentümern eines Unternehmens, mehr Mitsprache bei der Entlohnung des Managements geben will. Bisher oblag das ja in der Schweiz wie in Österreich dem Aufsichtsrat, was angesichts der vielfältigen gegenseitigen Verflechtungen von Spitzenmanagern gelegentlich zu einer Unkultur des gegenseitigen finanziellen Hochlizitierens führte. Den Aktionären die rechtliche Handhabe zu geben, dagegen vorzugehen, ist vernünftig.
Trotzdem mutet es eher kurios an, dass vor allem Politiker der Linken diese an sich ja wünschenswerte Stärkung von Eigentumsrechten betreiben. Denn je abhängiger ein Management von der jährlichen Absegnung seiner Gage durch die Aktionäre ist, umso mehr wird es auf kurzfristige Profite achten, die als Dividenden oder Kurssteigerungen den Aktionären zugute kommen.
Salopp gesagt: Je unmittelbarer die Entlohnung des Managers vom Wohlbefinden seiner Eigentümer abhängig ist, umso weniger nachhaltig, langfristig und im Interesse aller Stakeholder des Unternehmens wird dieser Manager agieren. Das steht üblicherweise nicht hoch oben auf der politischen Agenda der Linken.
Auch unter dem Aspekt der Gerechtigkeit dürfte die Stärkung der Eigentümerrechte interessante Auswirkungen haben. Denn wird dadurch tatsächlich eine Verringerung der Vorstandsbezüge erreicht, steigen ja automatisch die Gewinne dieser Unternehmen. Und die kommen zu einem erheblichen Teil den wirklich Reichen zugute. Wer also dafür sorgt, dass die Manager-Millionäre weniger verdienen, sorgt gleichzeitig dafür, dass die Eigentümer-Milliardäre noch reicher werden. Was der VW-Chef Martin Winterkorn weniger verdiente, flösse zum Teil in die Kasse seines Mit-Eigentümers, des Milliardärs Ferdinand Piëch. Eine eher unkonventionelle Art, mehr Gerechtigkeit zu schaffen.
ortner@wienerzeitung.at