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Nein, Helikoptergeld ist keine Lösung

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Geld zu drucken und unters Volk zu bringen, schafft mehr Probleme, als es beseitigen kann.


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Geht es nach Donald Trump, wird schon bald jeder US-Bürger einen Scheck über 1200 Dollar im Postfach vorfinden, ein Geschenk der Regierung in Zeiten der Krise. Das ist freilich weniger spektakulär, als es klingt - im Grunde übernimmt sie so nur ein Stück jener Rolle, die in Europa die Arbeitslosenversicherung hat.

Sogenanntes Helikoptergeld, wie es weltweit angesichts der Corona-Krise diskutiert wird, ist das hingegen nicht wirklich. Denn der Trump-Scheck kommt aus dem Budget, gleicht also eher einer Art Steuergutschrift, während Helikoptergeld aus dem Nichts von der Notenbank geschaffen wird - ein feiner, aber wichtiger Unterschied (auch wenn man argumentieren kann, dass letztlich jeder Dollar so entstanden ist).

Echtes, also einfach frisch gedrucktes Helikoptergeld ist die wesentlich brisantere und potenziell schädlichere Methode. Es soll, so die Theorie, die Kaufkraft der breiten Massen stärken, die Nachfrage erhöhen und Jobs schaffen. Klingt nach einem Königsweg aus der Krise. Die Gewerkschaft Verdi fordert das auch ganz offen von der deutschen Regierung, der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi hat schon vor einem Jahr von einer "interessanten Idee" gesprochen, und auch die aus den USA kommende "Modern Monetary Theory" hält dieses Instrument für angemessen.

Doch leider würde der Einsatz des Helikoptergeldes wesentlich mehr Probleme schaffen als lösen; ganz abgesehen davon, dass mehr Geld wenig hilft, wenn man angesichts geschlossener Läden nur wenig kaufen kann. Denn wenn die Menge des umlaufenden Geldes stark steigt, ohne dass dem entsprechend mehr Waren oder Dienstleistungen gegenüberstehen, dann bedeutet das zwingend Inflation, also eine entsprechende Minderung des Geldwertes. Der enorme Anstieg der Vermögenspreise, etwa von Aktien oder Immobilen zwischen der vergangenen Finanzkrise und dem jüngsten Corona-Crash, zeigt das deutlich.

Die Idee, man könne durch das bunte Bedrucken von Papierzetteln Wohlstand schaffen, ist eben ebenso verbreitet wie absurd. Bestenfalls kann so ein kurzes Strohfeuer entfacht werden. Das wäre natürlich genauso der Fall, wenn die Notenbanken virtuelle Hubschrauber starteten, aus denen sie Geld auf die Bevölkerung abwürfen: Die könnte sich zwar kurzfristig über das geschenkte Geld freuen, müsste aber mit einer Entwertung ihrer Ersparnisse und ihrer Altersvorsorge bezahlen.

Dazu kommt das Problem, dass Helikoptergeld die Politik schnell süchtig machen wird. Warum nur einmal Geld verschenken, warum nicht öfter, warum nicht regelmäßig? Gegner der Methode wie der einstige EZB-Chefökonom Otmar Issing warnen deshalb eindringlich davor, die Idee auch nur in Erwägung zu ziehen: "Eine Notenbank, die Geld verschenkt, wird kaum mehr die Kontrolle über die Notenpresse wiedererlangen können."

So ist es. Am Ende kann das eine ganze Währung vernichten. Gerade im kollektiven Unterbewusstsein der Österreicher und Deutschen ist diese Erkenntnis durchaus noch verankert. Dass sie zunehmend verblasst, ist in diesem Fall wenig hilfreich.