Zum Hauptinhalt springen

Nein, Stoßlüften ist nicht gefährlich

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Eigentlich, und ja, es ist ein unter besonders fetten Anführungszeichen stehendes "Eigentlich", meint es die Pandemie halbwegs gut mit uns. Denn es sind grundsätzlich ziemlich einfache Regeln, die man befolgen muss, um sich einer Ansteckung mit dem Coronavirus nicht auszusetzen. Die sind nicht besonders kompliziert, man kann sie sich ganz gut merken. Eine davon macht besonders wenig Aufwand: regelmäßig lüften. Die deutsche Regierung hat das diese Woche in ihren Maßnahmenkatalog übernommen.

Jetzt kann man sagen, das ist schon ein bisschen deutsch, dass man so etwas dezidiert postuliert. Worauf man aber vielleicht nicht gleich kommen würde, ist, dass Lüften ein spezieller deutscher Spleen ist. Außer man ist die britische Zeitung "Guardian". Die veröffentlichte einen langen Artikel über die "nationale Besessenheit" der Deutschen mit Luftzirkulation. "Selbst im Winter" würden diese seltsamen Menschen die Fenster aufreißen. Zu diesem Zwecke hätten sie besonders ausgefeilt konstruierte Fenster. Ja, die besiegen sogar die Schwerkraft und lassen sich kippen! Auch das Konzept des "Stoßlüftens" wurde den offenbar ahnungslosen Briten wortreich erklärt. Nicht, dass noch jemand auf die Idee kommt, das wäre etwas Gewalttätiges.

Jetzt stellt sich die Frage: Lüften Briten nie? Brauchen diese Insulaner weniger Sauerstoff als wir Festland-Verweichlichten? Oder: Hätte es den Brexit nie gegeben, wenn es dort mehr Frischluftzufuhr gegeben hätte?