Stilles Fest für ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas. | Johannesburg. (ap) Er war die Symbolfigur der Anti-Apartheid-Bewegung, der berühmteste politische Gefangene der Welt und schließlich der erste Präsident Südafrikas schwarzer Hautfarbe. Heute, Freitag, wird Nelson Mandela, der sich vor neun Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen hat und sich seither vor allem im Kampf gegen Aids engagiert, 90 Jahre alt. Gefeiert wird in aller Stille - im engsten Freundes- und Familienkreis.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mandela steht für Frieden und Versöhnung - diesen politischen Visionen blieb der studierte Jurist und Gründer der Jugendliga des African National Congress stets treu. "Ich habe das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft vertreten, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Möglichkeiten zusammenleben", sagte der Anti-Apartheid-Anführer schon 1964, als er im sogenannten Rivonia-Prozess wegen Sabotage und Aufruhr vor Gericht stand. Nach einem Massaker an friedlichen schwarzen Demonstranten sowie dem Verbot des ANC drei Jahre zuvor hatte der bis dahin überzeugte Pazifist den bewaffneten Kampf gegen das weiße Regime aufgenommen. Bis vor zwei Wochen stand er deshalb auf der US-Terrorliste.
Über 27 Jahre saß Mandela für seine politischen Überzeugungen im Gefängnis, die meiste Zeit davon auf der berüchtigten Zuchthausinsel Robben Island. Aufgrund wachsenden Drucks der schwarzen Bevölkerung und der Staatengemeinschaft ließ Präsident Frederik Willem de Klerk ihn schließlich am 11. Februar 1990 frei.
Damit begann Mandelas politische Karriere. Als Präsident des wieder zugelassenen ANC nahm er an Mehrparteiengesprächen über die Zukunft Südafrikas teil. Mit seinem unermüdlichen Eintreten für Versöhnung und mahnenden Worten gegen Gewalt gelang es ihm mehrmals, einen Bürgerkrieg zu verhindern. Zusammen mit De Klerk erhielt er 1993 den Friedensnobelpreis und stand als erster Schwarzer ein Jahr später an der Spitze des Staates. "Die Unterdrückten und die Unterdrücker gleichermaßen zu befreien", so beschrieb er das alles überragende Ziel seiner Präsidentschaft. Im Juni 1999 gab er das Zepter an Thabo Mbeki abgab. "Ihr Erbe ist eines der großartigsten des 20. Jahrhunderts", schrieb der damalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan an den scheidenden Präsidenten.
Mandela selbst übt sich lieber in Bescheidenheit vor. Der Wandel Südafrikas vom Apartheidregime hin zu einem demokratischen Staat sei nicht nur sein Verdienst, pflegt er zu sagen. Und gegenüber einem Journalisten meinte er einmal über seine Amtszeit als Präsident, er habe einfach "Glück mit den Menschen in diesem Land gehabt."