Liberale wildern bei den Grünen und hoffen auf prominente Mitstreiter.
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Der Vorarlberger Matthias Strolz (39) ist Unternehmer und Gründer der liberalen Neos, die im Herbst zum ersten Mal bei der Nationalratswahl antreten. Er war u.a. beratend für den Wirtschaftsbund der ÖVP tätig, hat sich aber von der Partei entfremdet.
"Wiener Zeitung": Sehen die Neos durch den Erfolg von Frank Stronach nicht schon alt aus?Matthias Strolz: Wer in diesem Fall alt ist, ist selbstredend. Stronach ist Hype ohne Zukunft.
Er hat auf Anhieb zehn Prozent geholt. Wie viel peilen Sie an?
Wir wollen im Herbst auf jeden Fall in den Nationalrat einziehen. Unsere Zielgröße für die Wahl sind zehn Prozent der Stimmen.
Wenn der Einzug ins Parlament misslingt, sind die Neos dann gleich wieder tot?
Nein, dann kommt die EU-Wahl 2014 und Wien-Wahl 2015.
Treten die Neos bei der Salzburger Landtagswahl im Mai an?
Das entscheiden wir am Donnerstag.
Eine Parteigründung ist ein großes Wagnis. Die Geschichte des Liberalen Forums ist auch eine des Scheiterns. Schreckt Sie das nicht ab?
Nein, aber wir studieren, was damals geschehen ist. Wir kommen von unten, das Liberale Forum war eine Abspaltung von der FPÖ. Inhaltlich gibt es eine große Deckungsgleichheit, aber wir haben eine andere DNA.
Warum ist die Parteifarbe Pink?
Es waren nicht mehr viele Farben frei. Wir sind aber sehr glücklich damit. Es fällt auf.
Was ist neu an den Neos?
Unser Stil, unsere Köpfe, unsere Inhalte. Wir fordern die volle Autonomie der Schulen und eine hochgradig differenzierte Ausbildung nach Talenten und Potenzialen. Außerdem wollen wir den Einfluss der Parteien massiv zurückdrängen - durch Kürzung der Parteiförderung auf ein Viertel und Direktwahl der Abgeordneten. Und wir sind von allen Parteien am klarsten für Europa. Wir wollen die Vereinigten Staaten von Europa.
Der Unterschied zu Stronach?
Wir haben ein Programm, er nicht. Der größte Unterschied liegt aber in der Europapolitik (Stronach sagt: "Vergiss Brüssel", Anm.) Und wir sind nicht der Meinung, dass das Geld die Regeln macht.
Bei Schuldenstopp, Leistungsgedanken oder der Forderung nach einer Zeitgrenze für Politiker ziehen Sie am gleichen Strang.
Es gibt Schnittflächen. Wir teilen die Entschlossenheit zur Erneuerung und können uns Themenkoalitionen vorstellen.
Bei einer Straßenumfrage würde die Neos kaum jemand kennen . . .
Das haben wir uns leichter vorgestellt. Aber wir wachsen dreimal so stark wie geplant und haben schon 1700 Ehrenamtliche. Wir haben noch nie einen Rechtsanwalt bezahlt. Unsere aktuellen Plakate in Wien haben 20 Helfer ehrenamtlich aufgestellt. Und wir sind stark auf Facebook und Twitter. Da ziehen wir bald mit den etablierten Parteien gleich.
Sie wildern bei den Grünen. Was sollen die mit einer wirtschaftsliberalen Partei anfangen?
Wir sind wirtschaftsliberal, haben aber auch viele emanzipatorische Ansätze. Und wir wollen viel für Einzelpersonen-Unternehmen tun. Vielen Grünen ist Unternehmertum noch immer verdächtig.
Wer ist noch Ihre Zielgruppe?
Wir wollen auch ÖVPlern eine Alternative zu den Betonschädeln à la Fritz Neugebauer bieten. Generell sprechen wir alle an, die den Stillstand im Land nicht mehr aushalten.
Der Ex-Parteichef der ÖVP, Erhard Busek, ist Ihr Mentor?
Er ist ein persönlicher Freund, der mich ermutigt hat, politisch aktiv zu werden. Wir tauschen uns regelmäßig aus.
Wer ist Ihr politisches Vorbild?
Karel Schwarzenberg taugt mir.