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Nervenkrieg um jede Stimme in Tirana

Von Gerhard Lechner

Europaarchiv

Oppositionschef Rama nur zehn Stimmen vorne. | Tirana. In Albanien ist ein Nervenkrieg um das Bürgermeisteramt in Tirana im Gange - und damit um die Zukunft von Oppositionschef und Bürgermeister Edi Rama, der Tirana als Machtbasis gegen Premier Sali Berisha nutzt. Nach Auszählung aller Sprengel liegt der Sozialisten-Chef ganze zehn Stimmen vor Herausforderer Lulzim Basha von Berishas konservativen Demokraten - bei einer Viertelmillion Wahlberechtigten ein sehr knappes Ergebnis, das wohl auch in gefestigteren Ländern zu einem Polit-Hickhack führen würde.


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In Albanien, wo bisher fast jedes Wahlresultat angefochten und der Kampf zwischen Regierung und Opposition im Jänner auch blutig ausgetragen wurde, birgt das knappe Ergebnis doppelte Sprengkraft. Bis knapp vor Schluss war in den Zählungen noch Basha vorn gelegen, ehe die Auszählung im letzten Sprengel Rama in Front brachte. Das Ergebnis ist aber noch nicht offiziell: Konservative Mitglieder der Wahlkommission in dem Sprengel weigern sich, das Wahlprotokoll zu unterschreiben. Der Grund: Rechtschreibfehler.

Was die Lage zusätzlich verkompliziert, ist der Umstand, dass rund 600 Stimmzettel beeinsprucht wurden - an sich normal, bei dem Fotofinish droht nun allerdings ein langwieriger Streit um jede Stimme, über mögliche schlechte Druckqualität der Stimmzettel zum Beispiel.

Immerhin: Albanien-Kenner vermerken positiv, dass die Lage im Land bisher ruhig geblieben ist. Das mag auch daran liegen, dass die Kommunalwahlen unter starker internationaler Beobachtung gestanden sind und dem Land viel an seiner EU-Perspektive liegt.