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Nervöse Verbrecher

Von Hermann Schlösser

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Der Titel "Die Rechnung ging nicht auf" ist gefährlich, weil er schon ausplaudert, dass alles böse enden wird. Dem Film, am Mittwochabend in 3sat zu sehen gewesen, schadete das allerdings nichts, denn das unhappy end zeichnete sich hier ohnehin bald ab.

Fünf Männer wollen die Tageskasse eines Rennbahnbüros stehlen und 2 Millionen Dollar erbeuten. Die Qualität des Films bewies sich nun in der subtilen Personenregie. Mithilfe kleinster Zeichen - hier ein nervöses Zwinkern, dort ein angstvoller Blick - wurde gezeigt, dass nur der Anführer Johnny die Nerven für ein solches Verbrechen hat.

Trotzdem bereiten die Männer ihren Coup minutiös vor. In mehreren miteinander verwobenen Handlungssträngen folgt die Kamera jedem einzelnen bis zum Zeitpunkt des Raubüberfalls. Während des Rennens Nr. 7 soll es so weit sein . . .

Die Rechnung der Geldräuber ging nicht auf, die des Regisseurs aber sehr wohl. Obwohl von Anfang an klar war, dass der Coup misslingen wird, baute sich eine ungeheure Spannung auf, die bis zum ganz und gar überraschenden Schluss anhielt.

Im amerikanischen Original trägt der Film den Titel "The Killing". Er stammt aus dem Jahr 1956 und ist ein früher Geniestreich des damals erst 28-jährigen Stanley Kubrick. Ein weiterer Film dieses großen Regisseurs ist heute (22.30 Uhr, "Wege zum Ruhm") im Rahmen einer 3sat-Retrospektive zu bewundern.