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Netanjahus Iran-Kalkül kollabiert

Von Michael Schmölzer

Analysen

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Es läuft seit geraumer Zeit nicht gut für Israels Premier Benjamin Netanjahu - jetzt ist er an einem persönlichen Tiefpunkt angelangt: Den entscheidenden Tiefschlag erhielt der Nationalkonservative von US-Verteidigungsminister Leon Pannetta. Der Ex-CIA-Chef warnte Israel vor einem Angriff auf iranische Atomanlagen. Ein derartiger Schritt wäre nicht nur für die in der Region stationierten US-Soldaten gefährlich, er könnte überhaupt das gesamte labile Gefüge in Nahost aus dem Lot bringen und eine iranische Atombombe zudem nur verzögern.

Damit haben die USA Netanjahus Iran-Strategie über den Haufen geworfen. Das Kalkül des israelischen Hardliners beinhaltete das Schreckensbild eines baldigen militärischen Angriffs als mögliche, sogar wahrscheinliche Option, um die Welt zu einem entschlossenen Handeln gegen den Iran zu bewegen. Die Drohkulisse, die Netanyahu im Verein mit seinem Verteidigungsminister Ehud Barak aufgebaut hatte, ist mit der Warnung aus Washington in sich zusammengefallen. Gegen den Willen der USA wird Israel die Nuklearanlagen im Iran nicht angreifen, das ist dem dortigen Regime ebenso klar wie den Entscheidungsträgern in Paris und London. Besonders plausibel waren die Kriegsdrohungen schon davor nicht. Zahllose Experten, an ihrer Spitze Ex-Mossad-Chef Meir Dagan, taten einen Angriff auf den Iran als "dumme Idee" ab.

US-Präsident Barack Obama dürfte der Schlag gegen Israels Iran-Kalkül nicht besonders schmerzen. Der US-Präsident kann sich nun dafür revanchieren, dass seine Nahost-Friedensbemühungen von Netanyahu konsequent sabotiert wurden - er musste in der Frage sogar Belehrungen des Israelis über sich ergehen lassen. Zum anderen zeigt Pannettas Warnung, dass die Vertrauensbasis zwischen Israel und den USA gestört ist. In Washington ist man unsicher, ob Israel mit der Kriegsdrohung blufft oder tatsächlich Kampfjets in Richtung Iran losschickt. Immerhin hat der Iran dem "zionistischen Regime" mit der Auslöschung gedroht, nach den Erfahrungen des Holocaust ist man in Israel gegen solche Drohungen allergisch.

Überdies wird jetzt klar, dass Israel und dem Westen auch bei nicht-militärischen Maßnahmen die Hände gebunden sind. Lähmende Sanktionen gegen Irans Exporte, wie von Israel gefordert, wird es kaum geben. Denn damit würde sich weltweit der Ölpreis verdoppeln - das Letzte, was der von der Schuldenkrise gebeutelte Westen derzeit brauchen kann.