Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Erneut hat Netflix ausgezeichnete Wachstumszahlen vorgelegt. Im ersten Quartal stieg die Zahl der Nutzer auf 125 Millionen weltweit, der Gewinn ist von 178 auf 290 Millionen Dollar gewachsen. Bald 4 Milliarden Dollar nahm das Unternehmen in einem Quartal ein. Das ist ein Weckruf, den die Betreiber von linearem Fernsehen lieber nicht überhören sollten. Schon jetzt ist es in der jungen Zielgruppe an der Tagesordnung, lieber gleich zum Streaming zu greifen, als noch das lineare Fernsehen als abendliche Standardunterhaltung zu nutzen. Noch kann man diese sich dynamisch entwickelnde Katastrophe in scheinbar guten Marktanteilen verstecken, weil diese ja nur den klassischen Fernsehmarkt abbilden, das Streaming darin aber nicht einrechnen. Dass der Kuchen, den das lineare Fernsehen zur Verfügung hat, insgesamt immer kleiner wird, muss man ja nicht an die große Glocke hängen.
Von solchen Taschenspielertricks hat jedoch niemand etwas, denn dass hier ein grundlegender Wandel hin zu einem völlig veränderten Fernsehmarkt vonstatten geht, muss klar sein. Wenn man als deutschsprachiges Fernsehen den Markt nicht gleich an Amazon und Netflix abgeben will, wird es höchste Zeit, sich etwas zu überlegen. Doch gerade im öffentlich-rechtlichen TV hat scheinbar keine Bewusstseinsänderung eingesetzt. Noch immer geht es eher darum, die Liegestühle auf der Titanic neu zu verteilen, als an Strategien zu feilen. Wer das Problem negiert, hat aber verloren. Und das ist schade.