Die Energieversorger verabschieden sich vom Multi-Utility-Ansatz. Hatte das kombinierte Leistungsangebot vor einem Jahr noch Vorrang, so ergab eine Umfrage unter 107 europäischen und 60 amerikanischen Führungskräften, dass der Fokus wieder auf dem Kerngeschäft liegt. Vor allem in Europa hat sich der Multi-Utility-Weg bisher als Sackgasse erwiesen.
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Am ertragreichsten sind Netze, gefolgt von Erzeugung, abgeschlagen ist der Handel. Vor allem mit der Übertragung könnten die Unternehmensbilanzen noch immer verschönt werden, gaben die Energie-Bosse bekannt. Als größte Hemmnisse werden Regulatoren und gesetzliche Umweltauflagen empfunden, ergab die Befragung von PriceWaterhouseCoopers (PwC).
Durch die Konzentration auf das Kerngeschäft gewinnen Fusionen und Übernahmen an Bedeutung. Die Hälfte der Merger 2002 wurde durch das Streben nach Marktgröße und Verbreiterung der Kundenbasis angetrieben. Beide Wettbewerbsvorteile stehen vor allem auf der Agenda der europäischen EVU (Energieversorgungsunternehmen). Zu beackernde Zielmärkte der Europäer liegen für 62% in Westeuropa, für 51% in Mittel- und Osteuropa. Zur Eroberung des US-Marktes wollen nur 18% ansetzen. Russland und Asien sind nur für wenige attraktiv.
Auch die US-Manager wollen sich auf den Heimmarkt konzentrieren. Lediglich 8% planen eine Expansion nach Westeuropa. "Die Gefahr für die europäischen Unternehmen, die noch von Enron ausging, scheint damit gebannt," so PwC-Geschäftsführer Bernhard Haider bei der Präsentation der Studie vor Journalisten. Für ihn ist signifikant, dass der Einfluss der europäischen EVU zunimmt: Die französiche EdF sowie die deutschen Stromriesen E.ON und RWE sind als Weltmarktführer anerkannt, es folgen die Player Centrica, Suez und Vattenfall. In der Wahrnehmung der europäischen Manager hat sich der Abstand zwischen den Top 3 zum Rest verfünffacht. Auch die Befragten in den USA erkennen die wachsende Bedeutung und Stärke der drei Großen, fürchten sie aber nicht als Bedrohung. Nach dem Enron-Skandal hat für US-Versorger der Handel mit Energie an Bedeutung verloren: Ein Viertel verzichtet oder hat Aktivitäten stark eingeschränkt. 87% der europäischen Vorstände setzen auf Handel zur Risikoabsicherung der eigenen Erzeuger- und Vertriebspreise.