Austrian Talent Network soll große Community werden.
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Wien. Vor knapp einem halben Jahr startete das Projekt Austrian Talent Network (ATN), um junge migrantische Kreativtalente zu fördern. Die Erwartungen wurden weit übertroffen: Es entstanden Kooperationen mit 18 Unternehmen, an acht Kreative wurden bezahlte Praktika vermittelt. Es gab 60 Bewerbungen, 35 mit, 25 ohne Migrationshintergrund. "Viele bekommen erstmals Feedback auf ihre Lebensläufe", schildert Barbara Millonig, eine der vier Gründer, "und das bei tollen Lebensläufen, wo Mittzwanziger oftmals auf sich alleine gestellt waren."
Vergangenen Donnerstag fand das erste Netzwerktreffen im Institut für Kulturkonzepte in Wien statt. Eingeladen wurden vermittelte Praktikanten, Kooperationspartner und sogenannte Talentbotschafter, die das Projekt in ihren Netzwerken verbreiten. Senad Pintol, der ab Jänner ein Praktikum in der Biberakademie absolvieren wird, erzählt von den Schwierigkeiten, außerhalb von Netzwerken Kontakte zu knüpfen. Er hatte sich bereits im vergangenen Jahr bei Biber beworben und wurde abgelehnt, ohne eine Antwort zu erhalten. Bei ATN wurde er durch Mentoring und Coaching wieder aufgebaut. "Das Projekt hat mir Hemmungen genommen, in die Medienbranche zu gehen. Das war gut für mein Selbstvertrauen." Bei der letzten Bewerbung wurde er genommen.
Geronimo-Noah Hirschal, einer der Gründer von ATN, spricht ein zentrales Problem in der wachsenden Kreativwirtschaft an: "Kennst niemanden, dann kriegst auch keinen Job." Das führt so weit, dass Leute oft eingeflogen werden, weil das Potenzial in Österreich nicht gesehen wird. Ein weiteres Problem sei der Umgang mit Migranten. Yudi Warsosumarto, Art Director mit indonesischen Wurzeln, erzählt: "Mit Migrationshintergrund muss man definitiv härter arbeiten." In der Filmbranche kämen Migranten oft gar nicht so weit, da sie sehr selten gecastet werden. "Ich habe deswegen als Österreicherin schon eine Inderin oder eine Person vom Balkan gespielt", erzählt die Schauspielerin Maddalena Hirschal.
Jedes Monat sollen die ATN-Netzwerktreffen stattfinden. Geronimo-Noah Hirschal spricht von einer Grassroots-Bewegung. "Ich möchte daraus eine große Community machen, die sich mit Infos versorgt." Er unterstreicht: "Wir nehmen alle Bewerber auf."