"Im Kampf gegen Gewalt an Frauen ist eine bestmögliche Vernetzung absolut notwendig", betonte Wiens Frauenstadträtin Renate Brauner gestern in Wien. Dieses Netz soll nun noch dichter werden: Eine neue europäische Informationsstelle gegen Gewalt soll in ganz Europa dem Erfahrungsaustausch dienen und als Vermittlungsstelle fungieren. Gleichzeitig wird vonseiten der neuen Informationsstelle europaweit Öffentlichkeitsarbeit übernommen und Pressearbeit geleistet.
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"Wenn beispielsweise ein schwedischer Radiosender einen Bericht über Gewalt an Frauen in Slowenien machen will, dann kann er sich ab sofort an das europäische Informationszentrum in Wien wenden", definierte Birgit Appelt vom WAVE-Office (Women Against Violence Europe) eine Funktion dieser Stelle.
Darüber hinaus soll Wien mithilfe des Informationszentrums zu einer Drehscheibe zwischen Ost und West werden. Denn innerhalb der EU-Länder werden bereits seit den sechziger Jahren Fraueneinrichtungen gefördert. In den ehemaligen Oststaaten konnten sich aber erst nach der Wende Institutionen dieser Art etablieren, erklärte Verena Kaselitz von WAVE. Daher sei eine Zusammenarbeit gerade mit diesen Einrichtungen durch die Koordinationsstelle wichtig und jetzt auch gewährleistet. Europaweit ist jede fünfte bis zehnte Frau Opfer von männlicher Gewalt in einer Paarbeziehung.
Hinter der neuen Informationsstelle steht das Netzwerk europäischer Frauenhäuser und Frauenhilfseinrichtungen namens WAVE. Bereits in vorangegangenen Projekten arbeitete WAVE über die österreichischen Grenzen hinaus: 1998 wurde eine Datenbank angelegt, die etwa 1.500 Frauenhäuser auflistet oder 600 länderspezifische Artikel, z.B. über Gewaltpräventionen, enthält (www.wave-network.org).
Finanziert wird das Wiener Informationszentrum zu 80 Prozent über Gelder des DAPHNE-Programms der EU-Kommission. Den Rest übernimmt die Stadt Wien und der Bund. Da die Stelle vorläufig nur Projektstatus hat, ist die Finanzierung auf ein bis zwei Jahre befristet. Wie bei vielen Institutionen dieser Art ist die finanzielle Zukunft ungewiss.
Für eine österreichische Einrichtung ist nicht nur die finanzielle Zukunft ungewiss: Nachdem laut Brauner die Bundesregierung nun auch im Bereich der Gewaltprävention den Rotstift ansetzt, ist die Helpline, die Anfang 1999 eingerichtet wurde und betroffene Frauen kostenlos und anonym berät, massiv gefährdet. Für heuer wurde um 3,8 Mill. S angesucht, aber nur 2,6 Mill. S wurden bewilligt. Damit könne man aber gerade mal das Personal zahlen, meinte Appelt.