Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Hamilton/Wien. Forschende der McMaster University im kanadischen Hamilton haben eine Gruppe an antibiotischen Substanzen entdeckt, die auf einem völlig neuen Weg Bakterien attackieren. Sie hoffen nun auf einen Erfolg im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen.
Das neue Corbomycin und das bisher weniger bekannte Complestatin wirken, indem sie die Funktion der Bakterien-Zellwände blockieren, beschreiben die Forscher im Fachblatt "Nature". Substanzen wie Penizillin töten Keime, indem sie sie daran hindern, eine Zellwand zu bilden, durch die sie ihre Form und Robustheit erlangen. Die neuen Antibiotika hingegen tun genau das Gegenteil - sie verhindern, dass die Zellwände aufbrechen. Und das hindert die Bakterien an ihrem weiteren Wachstum. Denn um zu wachsen, muss sich eine Zelle teilen und ausdehnen können. "Blockiert man diesen Zusammenbruch der Zellwand, ist es wie ein Aufenthalt in einer Gefängniszelle. Du kannst dich weder ausdehnen noch wachsen", beschreibt die Studienautorin Beth Culp.
Kampf gegen Resistenzen
Die Entdeckung entstammt aus einer Antibiotikafamilie der Glykopeptide, die in der Erde von Bodenbakterien gebildet werden. In Mäusen konnten die Forscher bereits zeigen, dass die neuen Antibiotika Infektionen mit dem resistenten Keim Staphylococcus aureus stoppen können. Das Bakterium ist einer der häufigsten Krankheitserreger und kann im Extremfall bis zur Sepsis führen.
Die Forscher nutzten spezielle Bildgebungstechniken, um den Mechanismus aufzuspüren. "Dieser neue Ansatz kann auch auf andere Antibiotika angewendet werden und dazu beitragen, weitere Substanzen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zu entdecken", schildert Culp. "Wir haben in dieser Studie ein völlig neues Antibiotikum gefunden, aber seither auch weitere andere in der gleichen Familie, die den gleichen neuen Mechanismen folgen." Die Forscherin sieht darin einen vielversprechenden Ansatz im Kampf gegen die sich ausbreitenden Antibiotikaresistenzen.