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"Neu" ist das neue "alt"

Von Christina Böck

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Alles neu in letzter Zeit wieder. Glaubt man einschlägigen Becherkaffee-Verkäufern, ist die gesundheitsbewusstere Matcha-Green-Tea-Latte-Generation die "neue Caffe-Latte-Generation". Nun ist das nicht nur ein obszön erhöhtes Bindestrichaufkommen. Es ist auch eine ziemliche Herausforderung für die Geschmacksnerven. Also für alle, die davon ausgehen, dass für einen Tee Teeblätter aufgebrüht werden und nicht etwa Sardinen. Und so neu nun schließlich auch wieder nicht. Früher hat man auch aus Gesundheitsgründen etwas getrunken, das nach Lebertran geschmeckt hat. Nur dass es damals halt auch Lebertran war. Gut, heute ist man ja auch schon froh, wenn man beim Teetrinken nicht an listigen Kugerln erstickt. Das wäre noch ungesünder.

Apropos gesund: Wer sich mit eindrucksvoller Wampe früher noch getrost als fett bezeichnet hat, der findet sich heute im besten Falle dick. Das haben Forscher jetzt herausgefunden. Also: "Fett" ist das neue "dick". Oder ist nicht eigentlich "dick" das neue "fett"? Warum muss überhaupt heute immer irgendwas das "neue irgendwas" sein?

Wenn Journalisten einmal eine lustige Phrase gefunden haben, dann trennen sie sich nur ganz ungern davon. Eine willkürliche Suche in Google ergab, was für gravierende Änderungen sich erst kürzlich ergeben haben: Palladium ist das neue Gold, vegan ist das neue bio, weich ist das neue hart und hü ist das neue hott. Und natürlich ist sowohl blau, gelb, rot als auch Donnerstag das neue schwarz. Einigen kann man sich wahrscheinlich darauf, das bald blöd das neue enervierend sein wird.