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Volkswagen stand jahrzehntelang wie kaum eine andere Marke für das industrielle "Made in Germany" - ein bisschen fad, aber robust und hochqualitativ. Dann kam der Diesel-Skandal, und der Großkonzern entpuppte sich als engstirnig geführtes Unternehmen, in dem sich niemand mehr die Wahrheit zu sagen traute.
Ferdinand Piëch, der nun mit dem Verkauf seiner Porsche-Anteile kurz vor dem 80. Geburtstag den Schlussstrich unter eine Ära zieht, hat auch daran Anteil. Der Firmenpatriarch prägte VW über Jahrzehnte. Als Enkel des Firmengründers Ferdinand Porsche brachte er den VW-Konzern auf Vordermann, erst bei Audi, danach in der VW-Zentrale in Wolfsburg. Der Aufstieg von VW zum weltgrößten Automobilhersteller trägt seine Handschrift. Diese Schrift wurde aber mit harter Hand geführt, VW wurde zu einem Konzern, der ausschließlich von oben nach unten geführt wurde.
Im Skandal um Diesel-Abgaswerte sollte sich dies rächen. In den USA kaufte sich VW mit Milliarden von weiteren Nachforschungen frei.
In Deutschland und Europa bleibt die Sache einigermaßen intransparent. Und zwar in einem solchen Ausmaß, dass deutsche Staatsanwälte sogar die Rechtsanwaltskanzlei von VW durchsuchten, offensichtlich weil ihnen der Geduldsfaden gerissen war.
Mit Piëch sollten sich daher auch die anderen Mitglieder der Familie Porsche aus dem Autokonzern zurückziehen. Bei BMW spielt die Familie Quandt nur noch Aktionär und überlässt das Geschäft Managern, die dies auch gut verstehen. Mit Erfolg, die Dividenden sprudeln reichlich.
Mit dem Abgang des in Salzburg beheimateten Ferdinand Piëch wäre auch bei Volkswagen ein solcher Schritt möglich. Denn VW ist nicht die Spielwiese einer superreichen Familie, sondern ein Konzern, der weltweit fast 600.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit den Zulieferbetrieben, von denen etliche auch in Österreich sitzen, sogar ein Mehrfaches davon.
VW und sein Hauptaktionär Porsche müssen also bedenken, dass sie in Europa von großer industriepolitischer Bedeutung sind. Das wiederum heißt, dass die wohl heillos zerstrittene Eigentümerfamilie ihre Befindlichkeiten auf das Anwesen in Zell am See zu konzentrieren und nicht auf dem Rücken hunderttausender Mitarbeiter auszutragen hat. Ein kompletter Neuanfang wäre das Beste, was VW passieren könnte.