Der Iran strebt im Streit um sein Atomprogramm neue Verhandlungen mit der EU an. Chefunterhändler Ali Larijani habe an Deutschland, Frankreich und Großbritannien einen entsprechenden Brief geschrieben, berichtete die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars am Sonntag. Die drei Länder hatten im Auftrag der Europäischen Union (EU) erfolglos mit der Islamischen Republik über eine Aufgabe ihres Atomprogramms verhandelt.
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Die Gespräche wurden im August abgebrochen, nachdem die Regierung in Teheran ein EU-Angebot abgelehnt hatte und stattdessen Vorbereitungsarbeiten für die Urananreicherung wieder aufgenommen hatte.
In dem Brief begrüßt Larijani "rationale und konstruktive Verhandlungen" im Rahmen internationaler Regeln in Übereinstimmung mit den legitimen Rechten der iranischen Nation. Das Schreiben sei an die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens adressiert und den jeweiligen Botschaftern übergeben worden. Ein EU-Diplomat in Teheran bestätigte, die Minister hätten unlängst einen Brief von Larijani erhalten. Er wollte sich jedoch nicht zum Inhalt äußern. Von den Außenministerien der drei EU-Staaten lag zunächst keine Reaktion vor.
Der Iran will der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zudem eine Inspektion der Militäranlage von Parhin bei Teheran erlauben. "Wir haben von Anfang an keine Probleme mit den Inspektoren gehabt", beteuerte der iranische Außenamtssprecher Hamid Reza Assefi am Sonntag.
Künftig sollen auch ausländische Beteiligungen am iranischen Atomprogramm möglich sein. Eine entsprechende Resolution verabschiedete die Regierung bereits am Mittwoch, wie der staatliche Rundfunk am Samstag berichtete. Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte erstmals im September angeregt, ausländische Unternehmen an dem Atomprogramm zu beteiligen. Auf diese Weise könne der Iran der Welt beweisen, dass das Programm ausschließlich friedlichen Zwecken diene. Konkret geht es um ausländische Investoren für die Urananreicherungsanlage Natanz, der Umfang der Beteiligung blieb aber zunächst offen. Der Betrieb der Anlage Natanz ist seit 2003 ausgesetzt.
Am 24. November berät der Gouverneursrat der IAEO in Wien erneut über das umstrittene iranische Atomprogramm. Dabei geht es um die Frage, ob in dem Streit der Weltsicherheitsrat eingeschaltet werden soll, der UNO-Sanktionen verhängen könnte. Die IAEO sieht durch die Wiederaufnahme der Urankonversion in Isfahan internationale Abmachungen verletzt.
Der iranische Präsident Ahmadinejad hatte jüngst zusätzlich aus aller Welt scharfe Kritik auf sich gezogen: Er hatte gefordert, Israel müsse "von der Landkarte ausradiert werden". UNO-Generalsekretär Kofi Annan sagte daraufhin seinen für Mitte November geplanten Besuch in Teheran ab.
(APA)