Anrainer wegen Baum-Gefahr ausgesperrt - aber ÖVP feiert ein Fest. | Bezirkspartei auf Konfrontationskurs mit Politakademie.
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Wien. Rund um den Meidlinger Springer-Park verhärten sich die Fronten zwischen den Anrainern und der ÖVP als Eigentümerin des Areals: Nachdem das Landschaftsschutzgebiet rund um das idyllische Schlössl - den Sitz der ÖVP-Parteiakademie - vor einigen Monaten abgeriegelt wurde (die "Wiener Zeitung" berichtete), sorgt nun ein geplantes Parteifest für Ärger bei Anrainern. Schließlich wird diesen deshalb der Zutritt verwehrt, weil die Bäume im Park ein "hohes Sicherheitsrisiko" darstellen würden. Für die Besucher eines großen Wirtschaftsbund-Grillfestes am kommenden Samstag scheint diese Gefahr offensichtlich nicht zu gelten.
Die Zwist um den Springer-Park nahm seinen Ausgang im Sommer des Vorjahres: Nach langem Hin und Her sprachen sich fast 90 Prozent der Anrainer gegen ein geplantes Hotelprojekt der ÖVP-Akademie auf der benachbarten Marillenalm aus. Zuvor waren schon ähnliche Pläne am bestehenden Standort gescheitert. Daraufhin sperrte der verhinderte Bauherr den bisher öffentlich zugänglichen Park ab - mit der Begründung, dass er wegen möglicherweise abfallender Äste nicht mehr sicher sei. Eine Baum-Sanierung sei zugleich zu kostspielig, hieß es.
Doch nun veranstaltet der Wirtschaftsbund ausgerechnet auf diesem gefährlichen Areal ein "After Summer Barbecue", bei dem laut Einladungstext sogar jeder seine Familie mitnehmen kann. Höhepunkt ist um 15 Uhr der Bieranstich durch Wiens Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank.
Anrainer sind darob erzürnt: "Die ÖVP-Akademie hat jetzt wirklich Erklärungsbedarf. Entweder werden wir bewusst belogen, oder es werden die Besucher dieser Veranstaltung vorsätzlich gefährdet", sagt Alexander Mayr-Harting, Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet den Springer-Park". Die Politische Akademie (Polak) habe jedenfalls zuletzt keine Gelegenheit ausgelassen, Nachbarn zu verärgern: Während selbst Mütter, die durchgehen wollten, angepöbelt würden, könnten Seminar- und Hotelbesucher ungestört durch den Park flanieren, berichtet Mayr-Harting.
Polak-Direktor Dietmar Halper versteht indes die Aufregung nicht: Das Wirtschaftsbund-Fest finde nämlich nur im Schanigarten des Hotelbereichs statt. "Da wird nicht der Park und der Garten verwendet." Allerdings ist als Ort des Festes eindeutig der "Park des Seminarhotels" angegeben; zudem ist auch eine Kinderwelt mit Hüpfburg vorgesehen. Halper sieht aber letztlich den Veranstalter in der Pflicht, der über die Gefahr voll informiert sei.
"Reine Retourkutsche"
Allerdings geht auch die Meidlinger Bezirks-ÖVP auf Konfrontationskurs mit der eigenen Polak: Einen aktuellen Resolutionsantrag auf Öffnung des Parks werde man unterstützen, kündigt ÖVP-Bezirksrat Ernst Zlabinger an. Er spricht Klartext: Die Sperre nach dem Bürgervotum sei "sicher eine reine Retourkutsche" gewesen, die Baum-Gefahr ein "an den Haaren herbeigezogener Grund". Allerdings wünscht sich Zlabinger auch eine Öffnung des roten Renner-Instituts in Altmannsdorf.
Halper spielt den Ball umgehend zurück an den Bezirk: Übernimmt dieser die Kosten für die Parkbetreuung inklusive Baumschnitt, könnte das Areal wieder geöffnet werden.