Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Nackte Frauenkörper verkaufen sich gut. Das hat man kürzlich wieder bei der Debatte über ein Werbesujet einer Unterwäschemarke mit leidig-ausführlichen Diskursfolgen gesehen. Das beweist auch Kronehit derzeit mit einer irritierenden Aktion. Um auch für einen Radiosender mit Brüsten werben zu können, hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen. "Willst du dir und deiner Mutter neue Brüste schenken zum Muttertag?", wird da gefragt. Die dazugehörige Illustration zeigt zwei nackte Oberkörper mit üppigen Oberweiten, etwaige die Verbreitung auf Sozialen Medien erschwerende Nippel werden vom Bruhaha-Wortlaut "Tutti Kompletti" verdeckt. Der Sender betont, dass die 5000 Euro, die die Ausgewählten erhalten, ein "Honorar" für die Teilnahme an dem "Experiment" seien, und nicht der Sender die Operation bezahle. Auch sei das "Experiment" kein Gewinnspiel. Das wäre schließlich Werbung für Schönheitschirurgie, und die ist in Österreich verboten. Anderer Meinung sind die SPÖ-Frauen, die bereits Klage gegen diese Aktion erstattet haben. Der Werberat fühlt sich nicht zuständig, weil er die Kampagne als "Hinweis auf eine redaktionelle Aktion" einschätzt. Das mag man wiederum als naiv einschätzen, denn natürlich hat "Tutti Kompletti" einen massiven Werbewert - allein durch die kalkulierte Aufregung. Wie verantwortungsvoll es ist, so etwas auf dem Rücken von Frauen auszutragen, die mit ihrem Körper verzweifelt unzufrieden sind und denen man vorgaukelt, dass eine Brust-OP ein Spiel in buntscheckigen Comic-Bildern ist, muss also jeder für sich entscheiden.