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Neue Chefs für Staatsbetrieb Asfinag: Wie man ohne Farbe umfärben kann

Von Franz Steinbauer

Analysen

Man nehme eine Gesellschaft, die offenbar in erster Linie dazu gegründet worden ist, um Schulden auszugliedern und das Staatsdefizit dadurch schöner darzustellen, als es im Moment ist. Man kündige ferner möglichst viele Autobahn- und Schnellstraßenprojekte an, die diese Gesellschaft umsetzen soll. Und man nehme weiters Chefs für diese staatliche Gesellschaft, die zwar vielleicht im Inneren für neue Wege offen sein mögen, diese Haltung jedoch nicht immer eindeutig zur Schau tragen. Fertig hat man ein ewiges Politikum, über das man vortrefflich streiten kann.


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Der eine glaubt, dass dort Steuergeld verschwendet wird und nur deshalb das Autobahnpickerl so teuer ist. Der andere wiederum meint, dass in den letzten Jahren die völlig falschen Autobahnen gebaut worden sind. Der dritte ist der Ansicht, dass man das Führungspersonal der Asfinag runderneuern müsste.

Die Aufsichtsräte der Asfinag, der Wirtschaftsanwalt Eduard Saxinger und Ex-Porr-Chef Horst Pöchhacker haben sich nun das Ziel gesetzt, genau das zu tun. Das schwarz-rote Führungsduo der heimischen Infrastrukturlandschaft - Saxinger gilt als schwarz, Pöchhacker als rot - will nun Flagge zeigen und zumindest einmal das Personal ersetzen. Ob es dabei wirklich um mehr Effizienz und Kosteneinsparungen geht, ob es unterm Strich eine politische Umfärbeaktion der Asfinag-Chefetage ist oder ob sie dem medienwirksamen Aktivismus erlegen sind, bleibt abzuwarten. Saxinger und Pöchhacker sind jedenfalls entschlossen, die drei Vorstände Mathias Reichhold (Ex-FPÖ-Verkehrsminister mit BZÖ-Nähe), Franz Lückler (ÖVP), und Christian Trattner (SPÖ-affin) auszutauschen. Der Dreier-Vorstand soll von einem schlankeren Zweier-Vorstand ersetzt werden und damit kann man zumindest in der Öffentlichkeit punkten, weil Sparen - zumindest rhetorisch - immer angesagt ist.

Ob es tatsächlich zu Einsparungen kommt, wird jedoch von den Noch-Vorständen der Asfinag abhängen. Zwar soll es in den Verträgen eine für die Republik Österreich kostengünstige Ausstiegsklausel geben, aber was kann die Noch-Chefs der Asfinag daran hindern, mithilfe guter Anwälte finanziell das Maximum herauszuholen?

Falls es eine Umfärbeaktion ist, dann ist es eine ohne Farbe. Denn damit das Ganze ein wenig objektiver aussieht, hat man nicht nur Reichhold und Lückler, sondern auch dem als SPÖ-kompatibel geltenden Trattner das Ende seiner Asfinag-Karriere nahegelegt. Allerdings hat Trattner im Gegensatz zu seinen beiden Kollegen einen Notausgang.

Der in SPÖ-Kreisen als fähiger Finanzfachmann geltende Trattner könnte in einigen Monaten bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) landen, wo ebenfalls viele Posten neu zu besetzen sind und wo Trattner schon einmal vor Jahren als Aufsichtsrat aktiv gewesen ist.