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Neue Daten sprechen für den Klimawandel

Von Roland Knauer

Wissen
Steigen im Klimawandel die Temperaturen, gibt es wie hier im Milford Sound in Neuseeland mehr Wolken, die wahrscheinlich für weitere Erwärmung sorgen. Foto: R. Knauer

"Klimaskeptiker" verlieren eines ihrer Hauptargumente. | Publikation, als die Klimakonferenz gerade zu Ende ging. | Berlin. Andrew Dessler von der Texas A&M University in College Station schlägt den "Klimaskeptikern" mit Satellitendaten der letzten zehn Jahre im Magazin "Science" (Band 330) eines ihrer stärksten Argumente aus der Hand. Die Veröffentlichung erfolgte just, als die Klimakonferenz von Cancún zu Ende ging.


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Die Zusammenhänge sind einfach und einleuchtend: Schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, reflektiert sie einen Teil der Sonnenstrahlen ins Weltall zurück. Unter der Wolke fehlt also ein Teil der wärmenden Strahlung, und es wird kühler. Wenn die Menschen mehr Treibhausgase in die Luft blasen und so die Temperaturen auf dem Globus anheizen, verdampft mehr Wasser aus den Meeren, die Luftfeuchtigkeit wächst, und es entstehen mehr Wolken. Steigen die Temperaturen, kühlen also die Wolken die Erde wieder ab, sagen die Klimaskeptiker.

Das ist zwar richtig, aber zeigt wie so oft in der Klimaforschung nicht die gesamte Wirkung von Wolken. Wenn die Sonne die Erdoberfläche wärmt, strahlt diese einen Teil der so gespeicherten Energie als infrarote Strahlung wieder nach oben. In einer sternenklaren Nacht verschwinden diese Wärmestrahlen ungehindert im Weltraum, und am Erdboden wird es empfindlich kühl. Ziehen dagegen in der Nacht Wolken auf, fangen sie die infraroten Strahlen von der Erde auf und halten so die Wärme auf dem Globus. Mit Wolken sind Nächte daher viel milder als ohne. Auch tagsüber fangen die Wolken einen Teil der Wärmestrahlen vom Boden auf, der kühlende Effekt der gleichzeitig reflektierten Sonnenstrahlen ist aber deutlich stärker.

Demnach kühlen Wolken tagsüber das Klima, nachts wärmen sie es. "Insgesamt dominiert im derzeitigen Klima aber der kühlende Effekt", erklärt Andrew Dessler. Klimaskeptiker nehmen einfach an, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Bilden sich also bei steigenden Temperaturen mehr Wolken, würden diese die Erwärmung bremsen und das Klima stabilisieren.

Die meisten Klimaforscher nehmen freilich an, dass sich bei steigenden Temperaturen die Verhältnisse grundlegend ändern und mit der Zeit der wärmende Effekt der Wolken die Oberhand gewinnen könnte. Allerdings sind die Forscher sich unsicher, wie stark die häufigeren Wolken in Zukunft die Erwärmung zusätzlich antreiben könnten. "Um Genaueres zu erfahren, müsste man die Strahlungsverhältnisse in der Atmosphäre viele Jahrzehnte lang beobachten", weiß Andrew Dessler.

Am Beispiel El Niño

Solange wollte der Forscher aus Texas aber nicht warten und begrenzte seine Untersuchung auf die Strahlungsdaten, die er vom US-amerikanischen Satelliten Terra zwischen März 2000 und Februar 2010 erhalten konnte. In diesen zehn Jahren gab es kurzfristige Klimaschwankungen wie die warme El-Niño- und die kühle La-Niña-Anomalie, die für einige zehntel Grad höhere oder niedrigere Temperaturen auf der Erde verantwortlich sind. Gerade in solchen El-Niño-Jahren mit leicht erhöhten Temperaturen aber halten die Wolken ein wenig mehr Wärme auf der Erde, weil sie die aufsteigende infrarote Strahlung besser abfangen, stellt Dessler fest.

Zumindest bei kurzfristigen Klimaerwärmungen wie El Niño wächst also der wärmende Einfluss der Wolken stärker als der kühlende. Ob die Wolken auch bei der langfristigen Klima-Änderung durch höhere Kohlendioxid-Konzentrationen die Klimaerwärmung zusätzlich verstärken, muss zwar erst die Zukunft zeigen. Sicher aber kann Dessler mit seinem Ergebnis ausschließen, dass bei langfristig steigenden Temperaturen die häufigeren Wolken das Klima wieder kühlen und somit stabilisieren. Damit aber hat er eines der Hauptargumente der Klimaskeptiker entkräftet.