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Neue Debatte über Fristenlösung?

Von Martyna Czarnowska

Politik

Die Diskussionen um den Vorstoß von Frauenminister Herbert Haupt, über Änderungen bei der Fristenlösung nachzudenken, reißen nicht ab. Die Frage der Eugenischen Indikation ist dabei besonders umstritten, und auch der Vorschlag, Männer in die Entscheidungsfindung zur Abtreibung mehr einzubeziehen, ruft zahlreiche Unmutsäußerungen hervor.


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Buhrufe seitens der Opposition waren die Folge: Nachdem Herbert Haupt laut über die Verkürzung der Frist für eine Eugenische Indikation nachgedacht und größere Einbeziehung von Männern in der Abtreibungsfrage gefordert hatte, sparten SPÖ und Grüne nicht mit Kritik. Von einem Eingriff in die Selbstbestimmung der Frau und Rückschritt in der Frauenpolitik war die Rede.

Doch auch in den Reihen der Regierungsparteien stößt Haupt mit seinen Überlegungen nicht nur auf Zustimmung. So sieht Ursula Haubner, Vorsitzende der Initiative Freiheitlicher Frauen, die "verpflichtende" Einbeziehung der Männer als problematisch an. Wenn eine Partnerschaft funktioniere, werde eine Entscheidung wohl gemeinsam getroffen, doch wenn die Partnerschaft nicht intakt sei, so wäre es eine zusätzliche Belastung für die Frau. Über die "Benachteiligung behinderter Kinder", die unter schwer wiegenden Umständen bis zum neunten Schwangerschaftsmonat straffrei abgetrieben werden können, sollte aber diskutiert werden - allerdings auf Experten- und nicht politischer Ebene.

Zurückhaltender gibt sich in dieser Frage ÖVP-Abgeordnete Gertrude Brinek. Wenn es medizinisch indiziert ist, könne ein Schwangerschaftsabbruch manchmal weniger schlimm sein als anderes, erklärte sie gegenüber der "Wiener Zeitung". Weiters finde sie "die Haltung, dass das Leben des Kindes generell vor dem der Mutter geht, hinterfragenswert". Zwar sei die Fristenlösung kein Idealzustand. Doch wenn es die einzige Lösung für Frauen ist - und diese entspreche auch den internationalen Standards -, dann plädiert Brinek dafür, dass sie unverändert bleibt. Denn grundsätzlich sei die aktuelle Fassung gut.

Den Vorwurf, dass Frauen nun in ihrer Autonomie beschnitten werden, würde Brinek nicht erheben. Allerdings halte sie das Ansinnen, noch eine Beratungsschleife einzurichten, für "Placebos". Sollte jemals eine grundsätzliche Diskussion um die Fristenlösung entbrennen, sollten Frauen allerdings diese verteidigen.

Weiter vor wagt sich die Sozialistische Jugend Wien. Sie nahm die aktuelle Debatte zum Anlass, um die Forderung nach der kostenlosen Abgabe von Verhütungsmitteln und der Abtreibung auf Krankenschein zu wiederholen.