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Neue Delta-Unterart auch in Österreich

Von Eva Stanzl

Wissen

Variante AY.4.2 dürfte um bis zu 15 Prozent ansteckender sein. Experte: Impfpflicht als "faire und effektive Maßnahme".


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Eine neue Linie der Delta-Variante des Coronavirus, AY.4.2, verbreitet sich jetzt auch in Österreich. Sie stelle sich "als noch ansteckender als Delta" heraus, warnt der Molekularbiologe Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften. Bisher seien aus Großbritannien mehr als 20.000 Fälle berichtet worden, in Kontinentaleuropa etwa 1.000 und in Österreich "gut 30". Die einzige "faire und effektive Maßnahme" sei nun eine Impfpflicht, "zumindest ab einem gewissen Alter".
Zuvor war die neue Unterart auch in Russland, Israel und den USA nachgewiesen worden.

Die britische Regierung beobachtet die neue Variante "sehr genau", berichtete ein Sprecher von Premier Boris Johnson anlässlich eines Briefings des Gesundheitsministeriums in London. AY.4.2, auch "Delta Plus" genannt, sei derzeit schätzungsweise für sechs Prozent der Infektionen auf den Britischen Inseln verantwortlich, Tendenz steigend. Noch sei sie nicht für den Großteil Corona-Neuinfektionen in Großbritannien, die am Donnerstag bei 48.703 lagen, verantwortlich.

Womit müssen wir für den Winter rechnen? "AY.4.2. scheint sich durchzusetzen und wird in Zukunft eine Rolle spielen", sagt Elling zur "Wiener Zeitung". "Wie groß diese Rolle ist, weiß aber derzeit noch niemand."

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Elling, Experte für Coronavirus-Sequenzierungen, spricht von "derzeit 20.000 Fällen in Großbritannien, die auf diese Mutante zurückzuführen sind", und von "knapp 1000 in Kontinentaleuropa". Wie schnell AY.4.2. sich verbreiten werde, hänge von der Impfquote und vom Reisegeschehen ab: "AY.4.2. ist wahrscheinlich um zehn bis 15 Prozent ansteckender als Delta selbst. Hinzu kommt der Effekt des Winters, in dem Sars-CoV-2 ohnehin um 40 Prozent infektiöser ist als im Sommer", sagt er, und: "Wir wissen nicht, warum sich diese Variante ausbreitet, derzeit haben wir nur die Beobachtung. Labordaten müssen erst generiert werden, mit denen sich nachweisen lässt, ob AY.4.2. schlechter neutralisierbar ist - also Impfschutz und Immunität noch besser umgeht - oder ob sie sich stärker vermehrt."

Rolle für steigende Infektionszahlen im Winter

Der Hintergrund, vereinfacht erklärt: Bereits bekannt ist, dass die Delta-Variante von Sars-CoV vergangenen Sommer die ursprüngliche Alpha-Variante verdrängt hat, welche zu Pandemiebeginn wiederum den Wildtyp vom Platz gefegt hatte. Bereits Delta kann die Immunantwort des Körpers besser umgehen als ihre Vorgänger. Die Immunantwort erzeugt neutralisierende Antikörper, die das Eindringen eines Virus in unsere Zellen verhindern und damit dessen Funktion zerstören. Das tun diese kleinen Soldaten im Dienst der Gesundheit, indem sie an zwei Regionen, genannt N-terminale Domäne und Rezeptor-Binde-Domäne, des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 binden, das dem Virus den Weg in die Zellen öffnet. Corona-Varianten, die den Immunschutz umgehen, besitzen in genau diesen Regionen Mutationen, die verhindern, dass sich die Antikörper ihre Arbeit verrichten.

Die neue Delta-Mutante AY.4.2. besitzt noch eine weitere Veränderung in diesem Bereich des Spike-Proteins, von der noch nicht bekannt ist, ob sie zusätzlich die Antikörper-Bindung herabsetzt, oder schlicht die Funktion von Spike erhöht. "In jedem Fall könnte AY.4.2. die normale Delta-Mutation, die seit Sommer grassiert, verdrängen", sagt Elling, der über die Entwicklungen auch im Kurznachrichtendienst Twitter informiert.

"Impfen hilft", sagt dazu der Virologe Andreas Bergthaler vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. "Es beendet zwar nicht automatisch die Pandemie, aber entlastet die Gesundheitssysteme und macht Pandemiemanagement wirksamer. Rumänien veranschaulicht dies leider gerade." In der Europäischen Union verzeichnet Rumänien mit 34,1 Prozent eine der niedrigsten Impfraten unter Erwachsenen und eine der höchsten Infektionsraten in Europa.

Für Österreich geht das Covid-Prognose-Konsortium des Gesundheitsministeriums von einem "signifikanten Anstieg" der Neuinfektionen aus und erwartet für 27. Oktober eine Sieben-Tage-Inzidenz von 210 bis 290 Fällen je 100.000 Einwohner. Von Dienstag auf Mittwoch gab es 3.727 Neuerkrankungen, der höchste Wert seit März.

Russlands Hauptstadt Moskau macht ab 28. Oktober übrigens wieder dicht. Im Kampf gegen steigende Corona-Zahlen müssten Geschäfte, Bars und Restaurants wieder schließen, kündigte Bürgermeister Sergej Sobjanin am Donnerstag an.

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